Premiere im Burgtheater-Vestibül

Junge Burg mit "Yellow Moon"

Am Sonntag, 6. Mai 2012, ist im Vestibül des Burgtheaters das Stück "Yellow Moon" des britischen Autors David Greig zum ersten Mal aufgeführt worden. Dabei waren Nachwuchsschauspieler der Jungen Burg und Mitglieder des Burgensemble gemeinsam auf der Bühne. Das Publikum war begeistert.

Kultur aktuell, 07.05.2012

Jubel nach eineinhalb Stunden spannenden Theaters, in dem eine Geschichte mit einem Minimum an materiellen Mitteln erzählt wird: ein nackter Raum, die Zuschauer sitzen auf dessen Längsseiten, auf Tuchfühlung mit den Akteuren, in der einen Ecke ein Musiker.

Die sensibel abgestimmte Musik von Matthias Jakisic und präzise eingesetzte Lichteffekte genügen, um die "Ballade von Leila und Lee" - so der Untertitel des Stücks - zu erzählen. Ein Untertitel, der an amerikanische Filmtitel erinnert, mit Kriminalfällen, die zum Mythos geworden sind.

Mütze statt Vater

Die Geschichte basiert auf einem Zwischenfall, der sich am Weihnachtsabend des Jahres 1895 abgespielt hat. Lee Shelton ersticht seinen Freund Billy im Streit über Politik, weil der ihm dabei den Hut vom Kopf gerissen hat. Lee Shelton, der zum Sinnbild des kalten Mörders stilisiert wurde, starb 17 Jahre später im Gefängnis. Diese Geschichte wurde recht bald und dann immer wieder musikalisch verarbeitet, vor allem im Blues, dabei wurde sie je nach Bedarf verändert: so ging es einmal im Streit um eine Frau, der dann mit der Versöhnung der Protagonisten endete, und in der Fassung von Nick Cave etwa tötet Stagger Lee den Barkeeper, bandelt dann mit einer Prostituierten an und tötet schließlich deren Mann.

Der Hintergrund dieser Ballade, die im Programmheft beschrieben wird, stellt David Greigs Fassung in eine Kontinuität. Im Streit ersticht Lee den Freund seiner Mutter, weil der ihm seine Mütze, die er immer trägt, vom Kopf reißt. Zufällig begegnet Lee Leila, einem Mädchen, das sich in ihrer Haut nicht wohl fühlt und immer wieder Gewalt gegen sich selbst übt. Sie fliehen in die schottischen Highlands, wo Lees Vater leben soll. Dabei machen sie eine Reihe von Begegnungen, um sich schließlich bei einem Wildhüter zu verstecken. So langsam wird dann auch die tiefere Bedeutung der Mütze Lees klar, sie hat mit dem Verlust des Vaters zu tun. Nur so viel sei von der dramatischen Handlung verraten.

In den Rollen von Leila und Lee sind Sophie-Christine Behnke und Tino Hillebrand zu sehen, dazu schlüpfen Petra Morzé und Dirk Nocker in verschiedene Rollen - wobei die Akteure immer wieder die Rolle eines Erzählers und dann wieder eines Schauspielers annehmen, also Szenen beschreiben und dann spielen. So bekommen die Figuren auch ihr Relief und ihre Tiefe. Dass der Theaterabend kurzweilig und gelungen ist, liegt vor allem an den Schauspieler/innen und an der subtilen, unaufdringlichen Regie von Peter Raffalt.

Textfassung: Ruth Halle

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Burgtheater - Yellow Moon