Absturz auf Werbeflug

Rückschlag für russische Flugzeugbauer

Ausgerechnet auf eine Werbeflug ist der neue russische "Superjet 100" des Hersteller Suchoi in Indonesien abgestürzt. Dieses Flugzeug sollte der gebeutelten russischen Flugindustrie international wieder Aufschwung verleihen. Diese Hoffnungen dürften sich nun, zumindest vorerst, nicht bewahrheiten.

Mittagsjournal, 10.5.2012

Carola Schneider berichtet aus Moskau

Rätselhafte Funksprüche

Das Wrack des abgestürzten russischen Superjet 100 wurde südlich der indonesischen Hauptstadt Jakarta gesichtet. Präsident Susilo Bambang Yodhoyono persönlich bestätigt die Katastrophe: "Das Flugzeug am Mount Salak zerschellt, ich habe mit dem Rettungsoffizier gesprochen, der vor Ort ist. Jetzt muss der Vorfall sofort genauestens untersucht werden. Zunächst jedoch müssen die Opfer geborgen werden." Niemand von den knapp 40 Passagieren an Bord dürfte überlebt haben. Die Unglücksursache ist noch unklar, offenbar hatten die russischen Piloten kurz vor dem Absturz aus noch unerklärlichen Gründen um Erlaubnis gebeten, auf 1.800 Meter sinken zu dürfen, obwohl sie sich in der Nähe des 2.000 Meter hohen Mount Salak befanden.

Ersatz für alte Tupolew

Eigentlich hätten auf dem Unglücksflug die Vorzüge des neuen Superjet 100 beworben werden sollen, an Bord waren Kaufinteressenten, Journalisten und Aviatikexperten. Das Unglück ist ein herber Rückschlag für die russische Flugzeugindustrie, die ohnehin unter ihrem schlechten Image leidet. Der "Superjet 100" wird vom Kampfjethersteller Suchoi gebaut und ist das erste Passagierflugzeug, das nach dem Zerfall der Sowjetunion in Russland entwickelt wurde, übrigens in Zusammenarbeit mit Boeing und europäischen Unternehmen. Das Flugzeug, das seinen Jungfernflug schon 2008 absolvierte, soll die alten sowjetischen Tupolew 134 ersetzen.

Aus auf internationalem Markt?

Bisher sind nur acht Maschinen in Betrieb, sie werden von der russischen Aeroflot und der armenischen Armavia geflogen. Doch man setzte große Hoffnungen vor allem auf den internationalen Markt, erst vor kurzem erhielt der Superjet 100 die offizielle Zulassung für die EU. Viele Bestellungen aus Südostasien, aber aus Italien, sind in der Pipeline. Doch nun dürften diese annulliert werden, befürchtet Luftfahrtexperte Viktor Gorbatschow: "Nach einer solchen Katastrophe werden die ausländischen Bestellungen sicher abgesagt, das haben ähnliche Beispiele in der Vergangenheit gezeigt. Für den russischen Markt kommt die Maschine noch in Frage, nicht aber für den internationalen."

Andere Experten sind nicht so pessimistisch und meinen, das Flugzeug habe weiterhin Exportchancen, sollte sich herausstellen, dass menschliches Versagen und nicht technische Probleme die Unglücksursache sind. Trotzdem wird der neue Superjet 100, der sogar von Präsident Putin als zukunftsweisendes Projekt für Russland bezeichnet wurde, wohl noch lange unter dem angekratzen Image leiden.