Debatte nach Mord an eigenem Sohn

Wegweiserecht ausdehnen

Nach dem Mord eines Vaters an seinem achtjährigen Sohn in St.Pölten am Freitag wird über Änderungen im Gewaltschutzgesetz diskutiert. Im Innenministerium denkt man jetzt zumindest über eine Ausdehnung des Wegweiserechts auf Schulen und Kindergärten nach.

Mittagsjournal, 29.5.2012

Auf Schulen ausdehnen

Der Vater, dem wegen Gewalttaten in der Familie das Betreten der Familienwohnung untersagt worden war, hatte seinen Sohn in dessen Schule aufgesucht und ihm dort in den Kopf geschossen. Danach verübte der 37-Jährige Selbstmord. Nach dieser Tragödie gibt es jetzt Reformüberlegungen: Wird eine Person aus der häuslichen Wohnung weggewiesen, sollten auch Schulen und Kindergärten betroffener Kinder informiert werden, fordern die Grünen. Sie wollen eine entsprechende Novelle des Gewaltschutzgesetzes beantragen. Viele Experten unterstützen diese Forderung. Auch im Innenministerium wird über Konsequenzen aus dem St.Pöltener Fall nachgedacht.

Automatische Information

Die Polizei kommt und weist den Täter weg - das Betretungsverbot gilt in der Sekunde, der Täter darf die Wohnung zunächst zumindest zwei Wochen lang nicht mehr betreten. Die Polizei sollte nun auch sofort Schulen und Kindergärten informieren und ein Kontaktverbot aussprechen können, fordern Experten.

Im Innenministerium gibt man allerdings zu bedenken, dass die Schule dann jedes Mal informiert würde, wenn die Polizei bei einer Familie einschreiten muss - und die Frage ist, ob man das will, sagt Karl-Heinz Grundböck. Es müssten dann bei allen Fällen häuslicher Gewalt mit involvierten Kindern die Schulen automatisch von der Polizei informiert werden.

Jugendämter oft zu langsam

Kinderschutz müsse vor Datenschutz gehen, sagt Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser. Derzeit können die Jugendämter im Falle einer Wegweisung die Schulen informieren - doch dies dauere oft zu lang, sagt Rösslhumer. Es könne längere Zeit dauern, etwa wenn etwas am Wochenende passiert.

Noch einen Schritt weiter geht Wiens Kinder-und Jugendanwältin Monika Pinterits. Sie sagt, man müsste die Täter stärker ins Visier nehmen und seien Gefährlichkeit feststellen.

Täter ins Visier nehmen

Schärfere Sanktionen für Gewalttäter fordert auch Rosa Logar, Leiterin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie. Es müsste ein Haftantrag bei wiederholter Gewalt gestellt werden.

Wesentlich wäre es, wenn man mit effektiven Mitteln jemanden daran hindert - der solche Taten androht - diese Tat auch auszuführen, sagt Logar.