Vienna Independent Shorts

Kurzfilm-Festival in Wien

Von Mittwoch, 6. Juni 2012, bis Sonntag, 10. Juni 2012, zeigt das Wiener Kurzfilmfestival Vienna Independent Shorts 180 Kurzfilme aus über 30 Ländern.

Kulturjournal, 06.06.2012

In Martin Scorseses "The Big Shave" wird die Rasur zum blutigen Morgenritual. Sylvain Cappelletto thematisiert im Animationssplatter "Septimana" Sex, Gewalt und Religion. Und in "KZ" scheitert ein TV-Journalist wieder und wieder an einem Bericht über die Geschehnisse in Mauthausen.

Der Kurzfilm war schon immer auch Statement, Denkanstoß, Provokation. Mit dem Schwerpunkt "Pushing the boundaries" bringt das Vienna Independent Shorts Festival heuer diese Qualitäten des kurzen Formats - teilweise mit Altersbeschränkung - groß auf die Leinwand.

Mehr als 2.000 Einreichungen

Unterfinanziert, wie der Kurzfilm meistens sei, brauche man sich auch keine Gedanken über den kommerziellen Erfolg machen, die künstlerische Freiheit sei dadurch umso größer, meint Daniel Ebner, künstlerischer Leiter des VIS.

Diese künstlerische Freiheit zeigt sich quer durch das Programm des Festivals, das wie immer einen faszinierenden Blick auf das sonst hierzulande unterrepräsentierte Kurzfilmschaffen freigibt: Ob in dem aus über 2.000 Einreichungen programmierten internationalen Wettbewerb, in Animationsfilmen wie etwa "Belly" der britischen Filmemacherin Julia Pott, einem Film über Freundschaft, wo man eintaucht in eine phantastische Welt mit seltsamen Kreaturen, um schließlich im Bauch eines Wals zu landen. Oder auch in den perfektionistischen Arbeiten, des heurigen Artists in Residence, Robert Seidel, der bei der abschließenden "Night of the Light" den Saal im Gartenbaukino mit einer Live-Performance bespielen wird.

Im Österreichwettbewerb, dessen Hauptpreis mit 4.000 Euro dotiert ist, werden heuer insgesamt 18 Arbeiten präsentiert, die einen Einblick in das heimische Kurzfilmschaffen geben. Ein Großteil der Arbeiten komme dabei aus dem universitären Umfeld, so Daniel Ebner.

Provokanter Trailer

Daneben gibt es auch heuer wieder den schon traditionellen Prix Très chic, der allerlei Skurrilitäten auf die Leinwand bringt, sowie einen Katerfilmbrunch. Der heurige Festivaltrailer wurde vom deutschen Filmemacher Jan Soldat gestaltet - herausfordernd und provokant. Der Trailer zeigt einen Mann, schreiend im Wald - ein Bild, das als Anspielung auf den heurigen Schwerpunkt funktioniert, zugleich aber - wenn auch unbeabsichtigt - sinnbildlich für die finanzielle Situation des Festivals im vergangenen Jahr sei, so Daniel Ebner.

Dass das Festival auch heuer stattfindet sei vor allem zahlreichen kleineren Sponsoren und Partnern zu verdanken, wie auch der Kooperation mit der Viennale, die das VIS heuer im Gartenbaukino beherbergt. Gespräche mit Stadt und Bund seien hingegen ergebnislos verlaufen, die Förderung blieb hier auf 35.000 Euro begrenzt - eine Summe, die, wenn man bedenkt, dass vergleichbare internationale Festivals mit einem Budget von 150 bis 250.000 Euro arbeiten, lapidar erscheint. 2013 würde das Vienna Independent Shorts in seine runde 10. Auflage gehen, allerdings sei das Jubiläum alles andere als gesichert, so Ebner.

Eine gute Nachricht für den heimischen Kurzfilm gab es pünktlich zur heutigen Eröffnung dann doch noch: Ab 2013 wird die Akademie des österreichischen Filmes in Kooperation mit dem VIS auch einen österreichischen Filmpreis in der Kategorie Bester Kurzfilm vergeben.