Auf Rollschuhen durch die Abtei

Maurice Maeterlinck, Literaturnobelpreisträger

In Gent, der nach Brüssel und Antwerpen drittgrößten Stadt Belgiens, wurde Maurice Maeterlinck geboren, der bis dato einzige Literaturnobelpreisträger Belgiens. Das Stadtbild seiner Heimatstadt inspirierte den Schriftsteller, der zunächst, dem Wunsch seines Vaters folgend, Jurist wurde, zu seinem Werk und zu seinem Lebensstil.

Beeindruckt von der mittelalterlichen Kunst, die in Gestalt der Genter Architektur und im großen gotischen Flügelaltar der Brüder van Eyck in der Kathedrale Saint Bavo heute noch viele Besucher anzieht, wandte sich Maeterlinck der fernen Vergangenheit zu. All seine Schriften verfasste Maeterlinck auf Französisch, bis heute macht ihn das in Flandern zum Außenseiter, erzählt Christine Demeynck, seit dreißig Jahren Stadtführerin in Gent: "Ein noch wichtigerer Grund für die Unkenntnis gegenüber Maurice Maeterlinck ist, dass im Jahr 1914 das ganze Werk von Maeterlinck von Rom auf den Index gesetzt wurde. Das heißt also, dass eine ganze Generation, die seine Literatur weitergeben hätte sollen, das nicht tun durfte."

Die Stadt Gent taucht in Maeterlincks Stücken jedoch immer wieder auf. In seinem ersten sensationellen Theatererfolg "Prinzessin Maleine" ist ein mittelalterliches Schloss der Schauplatz, so wie auch in seinem Lied "Die sieben Mädchen von Orlamünde". Orlamonde nennt der Schriftsteller später auch sein Schloss an der Côte d'Azur, das er in den 1930er Jahren kauft.

Gravensteen, das Schloss von Gent, ist umgeben von einem Wassergraben und türmt sich mächtig im Zentrum der Altstadt auf. Heute sieht das Schloss wie eine Bilderbuch-Variante seiner klassischen Bauweise aus. Vom Schloss der Genter Grafen führt eine Brücke über die Leie auf die kleinen Plätze von Gent, Marktplätze, die nach den Waren benannt sind, die auf ihnen gehandelt wurden. Jetzt sind internationale Firmen in die mittelalterlichen Häuser eingezogen. Auf den Straßen herrscht reges Treiben, Gent ist eine lebendige Stadt mit vielen jungen Leuten. Straßencafés und Restaurants stellen bei den ersten Sonnenstrahlen ihre Tische auf die Gehsteige und in die Fußgängerzonen. Radfahrer rattern über das Altstadtpflaster.

Nach seinem Tod hat die Stadt Gent eine Maurice-Maeterlinck-Stiftung ins Leben gerufen und seine Bibliothek erworben - 5.000 Bücher und sein Arbeitszimmer aus seiner letzten Residenz Orlamonde. Die Bibliothek ist jetzt für Studenten geöffnet, die Maeterlincks Werke studieren wollen und seine gesamte Korrespondenz. In den Räumen der Genter Maeterlinck-Stiftung sind Fotos des Schriftstellers als junger Mann und Bilder seiner Familie zu sehen. Maurice Maeterlinck war sportbegeistert, einige Aufnahmen zeigen ihn beim Eislaufen als Jugendlicher in Gent. Maeterlinck liebte schnelle Autos. Er fuhr gerne mit dem Fahrrad und sein Leben lang boxte er. Durch die weitläufigen Räumlichkeiten der Abtei St. Wandrille in der Normandie, die er eine Zeitlang gemietet hatte, glitt Maeterlinck üblicherweise auf Rollschuhen.

In einer Vitrine der Genter Maeterlinck-Stiftung ist das Dokument zu sehen, das den Nobelpreis des Jahres 1911 Maurice Maeterlinck zuerkennt. Der Autor selbst reiste nicht nach Stockholm, weil er große Veranstaltungen nicht schätzte. So gab er vor, dass ihn eine Verletzung an der Hand von der Reise nach Schweden abhielt und der belgische Botschafter nahm an seiner Stelle den Preis der Akademie entgegen.

Service

Eine viertägige Ö1 Kulturreise führt zu den Kunststädten in Flandern: Antwerpen, Brügge, Gent und Mechelen.

Reisetermin: 1.  bis  4. September 2012, Ö1 Club-Preis bei Vorweisen der Clubkarte: EUR 665,- (statt EUR 699,-), Einzelzimmerzuschlag: EUR 450,-.

Beratung & Buchung: (01) 514 45-802, E-Mail, Buchung in allen Ruefa-Reisebüros.

Maeterlinck 100

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