Friedenspreis an Regimekritiker Liao Yiwu

Den diesjährigen Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhält heuer der chinesische Autor und Regimekritiker Liao Yiwud. Dessen bedrückende Erinnerungen an seine Zeit in chinesischer Haft sind unter dem Titel "Für ein Lied und hundert Lieder" im S. Fischer Verlag erschienen.

Mittagsjournal, 21.6.2012

Aus Frankfurt,

Einen unbeirrbaren Chronisten nennt ihn das Preiskomittee, einen Menschen, der Zeugnis ablegt für die Verstoßenen des modernen China. Liao Yiwu, 53 Jahre alt, kennt das Los der Verstoßenen aus ureigenster Erfahrung. Schon seit 1987 war er in China mit Schreibverbot belegt, als er zwei Jahre später nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens ein kritisches Gedicht verfasste und an Freunde verteilte, da kam er vier Jahr ins Gefängnis.

Im Gefängnis lernte von einem buddhistischen Mönch das Flötenspiel, und er verfasste bedrückende Aufzeichnungen, Zweimal wurde ihm das Manuskript von den Behörden abgenommen, er schrieb es ein drittes Mal aus dem Gedächtnis nach. Zuerst ging der Text ins Ausland, und dann auch der Autor. Seit dem letzten Jahr lebt er in Deutschland im Exil, bei seinen Auftritten liest der Übersetzer den Text, und Liao Yiwu musiziert dazu.

Der Friedenspreis des deutschen Buchhandels ist mit 25.000 Euro dotiert. Im Oktober wird ihm Liao Yiwu zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse entgegennehmen können, als einer der, wieder Worte aus der Jurybegründung, "sprachmächtig und unerschrocken gegen die politische Unterdrückung aufbegehrt und den Entrechteten seines Landes eine weithin hörbare Stimme verleiht."