Dienstrecht: Jetzt Widerstand der Junglehrer

In den Verhandlungen über ein neues Lehrerdienstrecht fürchten die Junglehrerinnen und Junglehrer, über den Tisch gezogen zu werden. Denn im Regierungsvorschlag ist vorgesehen, dass künftig Lehramtsanwärter gleich von Beginn an eine volle Lehrverpflichtung erfüllen müssen: Das sei nur schwer zu bewältigen und nicht sinnvoll, meinen die Junglehrer. Das Unterrichtsministerium versucht zu beruhigen.

Mittagsjournal, 22.6.2012

Angst vor Mehrbelastung

Bis zu 30 Prozent mehr Arbeit bei gleichzeitiger Verringerung der Lebensverdienstsumme: Diesem Punkt der Planung des Unterrichtsministeriums gilt der Hauptvorwurf der Junglehrer. Den geringeren Verdienst dementiert zwar das Ministerium - dort rechnet man offenbar anders. Doch bleibt noch die Angst vor Mehrbelastung durch die vollen 18 Unterrichtsstunden , sagt die gewählte AHS-Junglehrervertreterin Regina Bösch: dazu komme noch das Begleitstudium, das sei also mehr als die LehrerInnen, die voll im Berufsleben stehen, derzeit zu tun haben, so Bösch.

Weichenstellung für Qualität

Dabei gehe es nicht darum weniger zu arbeiten, sondern eben den Anforderungen des Beginns einer Unterrichtspraxis gerecht zu werden, sagt Bösch: In diesem ersten Jahr müssten die Weichen für einen qualitätsvollen, anregenden Unterricht gestellt werden, in dem das Gelernte, wie etwa methodische Vielfalt, einbezogen werde. Was zwar Einstiegsphase genannte werde, sei schon eine volle Lehrverpflichtung. Denn, so Bösch weiter, in der Klasse zu stehen sei für die Neo-Pädagoginnen nicht alles: Dazu komme auch die hochwertige Begleitung von Schülern/Schülerinnen und Eltern, die am Anfang besonders wichtig und arbeitsintensiv seien und auf den Pflichtschulbereich ausgedehnt werden sollten.

Zähe Verhandlungen

Im Unterrichtsministerium versucht man die Befürchtungen der Junglehrerinnen zu zerstreuen: In den ersten zwei Jahren, der sogenannten Induktionsphase, würden ihnen erfahrene Mentorinnen und Mentoren beigestellt, die mit in die Klassen gehen und den Jungen beratend zu Seite stehen werden. Für diese pädagogischen Fachleute soll dann mittelfristig auch ein eigenes Masterstudium eingerichtet werden. Und in Bayern zum Beispiel, so sagt man im Büro von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), würden Junglehrerinnnen auf eine Arbeitszeit von 28 bis 30 Stunden kommen - weit mehr als in Österreich vorgesehen.

Noch sind die Verhandlungen zwischen Ministerium und Lehrergewerkschaft über das neue Lehrerdienstrecht aber nicht zu Ende - sie gestalten sich zäh und werden vor dem nahenden Schulschluss und dem Ende der politischen Sommersaison wohl keine Ergebnisse mehr zeitigen.