Gipfel von Rio im Rückblick

Der Nachhaltigkeitsgipfel der UNO "Rio+20" ist beendet. 20 Jahre nach dem ersten Nachhaltigkeitsgipfel sehen viele keinen Grund zu feiern. Umweltorganisationen vermissen konkrete Zusagen und betrachten den Gipfel als gescheitert. Politiker sagen, der Gipfel sei ein Schritt in die richtige Richtung.

Mittagsjournal, 23.6.2012

Nadja Hahn mit einem Rückblick auf einen der größten UNO-Gipfel aller Zeiten

Die Reden sind vorbei

"Rettet Rio", rufen Aktivisten kurz vor Ende der Konferenz noch mal in die Kameras. Aber es ist nichts mehr zu machen. Der Vertrag steht und wird abgesegnet. "Die Reden sind vorbei, die Arbeit muss beginnen", sagt UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon. "Noch immer sind zu viele Menschen arm, hungrig, Krankheiten ausgesetzt und die Umwelt ist bedroht." - "Diese Konferenz ist ganz und gar kein Rückschritt", sagt Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff, "es ist ein großer Schritt nach vorne, wir haben viele Konzepte für Nachhaltigkeit erarbeitet."

Schwache Worte

Umweltorganisationen sind nicht überzeugt. "Die Erwartungen vor dem Gipfel waren klein und sind trotzdem noch enttäuscht worden", sagt Martin Kaiser von Greenpeace. Europa wollte zum Beispiel ein Abkommen zum Schutz der Meere durchbringen, oder dass die Umweltprogramme der UNO mehr Macht bekommt, konnte sich aber nicht durchsetzen. Frisches Geld für Entwicklungsländer gibt es auch nicht. Ziele für nachhaltige Entwicklung etwa in Sachen Energieeffizienz, Wasser- oder Lebensmittelversorgung soll es geben, aber es ist nicht gelungen zu definieren, was genau bis wann getan werden soll. Auf grünes Wirtschaften hat man sich im Prinzip geeinigt, die Umsetzung bleibt aber jedem Land überlassen. Alois Vedder vom WWF Deutschland sagt dazu: "Die Wortwahl ist so schwach, dass sich jeder rauspicken kann, was er möchte."

Politisch vernachlässigt

Geschadet hat dem Gipfel, dass wichtige Politiker wie US-Präsident Barack Obama oder die deutsche Kanzlerin Angela Merkel nicht nach Rio gekommen sind, sagt Greenpeace-Mann Kaiser. Das Engagement bei der Finanzkrise sei weitaus größer als bei den wirklich drängenden Fragen des Klima- und Umweltschutzes.

Umstritten ist auch die Rolle Brasiliens. Denn als die Politiker nach Rio angereist sind, war der Vertrag schon fertig ausverhandelt. Das war ein Affront für die Staatschefs, dass man ihnen ein fertiges Papier vor die Nase legt und sie nichts mehr dazu sagen können, sagt Vedders. Brasilien wollte lieber eine Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner als ein Scheitern der Konferenz.

Druck auf die Politik

Sind solche großen Gipfel den Aufwand wirklich wert? Vedders dazu: "Der Umkehrschluss kann nicht sein, dass wir den ganzen UN-Prozess aufgeben. Zumindest gibt es eine moralische Verbindlichkeit, weiter zusammenzuarbeiten." Und ohne diese Gipfel gäbe es keinen Druck auf die Politik. Aber die UNO wird überlegen müssen, wie man wichtige Themen der Menschheit wie Umweltschutz oder Entwicklungshilfe in Zukunft effizienter diskutiert. Viele positive Initiativen von privaten Unternehmen, Banken oder Städten sind auch im Rahmen dieses Gipfels entstanden, sie gehen der internationalen Politik voraus.

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  • Rio+20