Genossenschaften als Wirtschaftsmodell der Zukunft

Gewinn für alle!

"Das Modell Genossenschaft erweist sich vor allem in Krisenzeiten überlegen gegenüber anderen marktwirtschaftlichen Unternehmensformen", sagen die Autoren und Autorinnen des Buches "Gewinn für alle! Genossenschaften als Wirtschaftsmodell der Zukunft".

Es ist wie beim Fußball: Nicht die Gruppe der besten Einzelkämpfer gewinnt, sondern jene mit dem besten Teamgeist. Davon sind die Autoren des Buches "Gewinn für alle!" überzeugt und stellen zahlreiche Fallbeispiele von erfolgreichen Genossenschaftsprojekten vor: Produktionsgenossenschaften von Milchbauern, Gemeinschaften von Unternehmensberatern und Textildesignern bis hin zur Genossenschaft zur Förderung der Berliner Musikindustrie.

Gerade junge kreative Ich-AGs erkennen immer mehr die Vorteile der Zusammenarbeit.

Mehr als 800 Millionen Menschen in mehr als 100 Ländern der Welt sind heute Mitglieder von Genossenschaften. Die Idee ist alt. Laut den Buchautoren soll bereits der biblische Simon Petrus Vorsitzender einer Fischerei-Kooperative gewesen sein.

Das Buch "Gewinn für alle!" erzählt aber auch von gescheiterten Projekten aus der Geschiche der solidarischen Ökonomie. Etwa vom britischen Sozialvisionär Robert Owen. Nachdem er sich mit seinen Forderungen nach mehr Arbeiterrechten in der britischen Politik unbeliebt gemacht hatte, ging er in die USA und gründete dort eine genossenschaftliche Kommune namens "New Harmony". Zahlreiche Abenteuerlustige, Intellektuelle und Sonderlinge schlossen sich ihm an.

Owens verlor schließlich sein gesamtes Vermögen beim Versuch, eine alternative Gemeinschaft zu schaffen. Kommunistische Utopien und sozialistische Planwirtschaft betrachten die Autoren und Autorinnen als ebenso gescheitert, wie das neoliberal Wirtschaftssystem. Damit Genossenschaften erfolgreich sind, braucht es leistungwillige Menschen mit Know How, die sich in ihrem Können ergänzen.

Die Forderung "Gewinn für alle!" sei keineswegs die Forderung weltfremder Gutmenschen, die irgendwelche sozialen Utopien verwirklichen wollen, so die Autoren, sondern schlichtweg eine wirtschaftliche Notwendigkeit.

Neue Möglichkeiten der Kooperation sehen die Autoren auch im Internet, etwa in der Open Source Bewegung: Interessierte Menchen, die einander gar nicht kennen, arbeiten gemeinsamen an der Weiterentwicklung von Software.

Doch auch diese Revolution frisst ihre Kinder. Heute sind mehr als 90 Prozent der Linux-Programmierer bei verschiedenen Softwareunternehmen angestellt. Der Herausgeber des Buches, Konny Gellenbeck und einige der Ko-Autoren sind Mitarbeiter der deutschen Tageszeitung taz. Sie wurde 1978 als linksalternatives, selbstverwaltetes Zeitungsprojekt ins Leben gerufen.

Die Buchautoren beschreiben, wie die Zeitung gerade dadurch vor dem Aus gerettet wurde, indem sie sich zu Beginn der 1990er in eine Genossenschaft umwandelte. Damals eine sehr umstrittene Entscheidung.

Heute hat die taz-Genossenschaft rund elf Millionen Euro an Einlagen. Und während etwa die deutsche Bild-Zeitung, die ihre Redaktion schräg gegenüber der taz hat, in den vergangenen zehn Jahren ein Drittel ihrer Auflage verlor, konnte die taz ihr Auflage halten und in den letzten Jahren schwarze Zahlen erwirtschaften.

Service

Konny Gellenbeck (Hg.), "Gewinn für alle! Genossenschaften als Wirtschaftsmodell der Zukunft", Westend