"Rein Gold" zu "Rheingold"

Jelinek-Ur-Lesung in München

Wagners Ring steht in diesem Jahr im Mittelpunkt der Münchner Opernfestspiele. Mit spektakulären Events will Staatsintendant Nikolaus Bachler neue Opernfreunde gewinnen. Nachdem der US-Künstler Spencer Tunick 2.000 nackte Münchner fotografierte, meldete sich nun die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek mit einem neuen Text zu Wort. Sechs Stunden ohne Pause lang türmten sich die Wortgebirge im Münchner Prinzregententheater, begleitet von Zwergen, Wölfen, dem rosaroten Panther und einem Shredder.

Morgenjournal, 2.7.2012

Der Gott Wotan aus Richard Wagners "Ring des Nibelungen" und Ex-Bundespräsident Christian Wulff haben nach Ansicht der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek einiges gemeinsam: Beide wollten ein neues Haus, holten sich dafür zweifelhafte Hilfe und können jetzt den Kredit nicht zurückzahlen. Am Sonntagabend wurde ihr Bühnenessay "Rein Gold" bei den Münchner Opernfestspielen uraufgeführt - oder besser "urgelesen" – ohne Probe, wie Regisseur Nicolas Stemann verkündete. Die Schauspieler/innen agierten auf Zuruf. Er gestaltete die Lesung mit einer kargen Performance aus Lesung und Gesang. Es lasen unter anderem die Schauspieler Birgit Minichmayr und Sebastian Rudolph.

Für die 129 Textseiten waren vier bis sechs Stunden angesetzt. Nach der Lektüre wurden sie im Shredder zerkleinert. Das Prinzregententheater war nicht einmal ansatzweise gefüllt - zeitgleich traten Italien und Spanien im Finale der Fußball-EM gegeneinander an.

Jelineks Text geht aus von dem großen Dialog zwischen Wotan und seiner Walküren-Tochter Brünnhilde und ist auch selbst in Dialogform gehalten. Allerdings sprechen die beiden jeweils bis zu 30 Seiten lang. Jelineks Text soll nach Angaben der Staatsoper eine "Verbindung zwischen Mythos, Wagner und Gegenwart" schaffen.

Text: dpa/Red., Audio: ORF

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Bayerische Staatsoper - Rein Gold