Lucy Skaers Narrenschiff im project space

Erstmals in Österreich gibt es ab morgen eine Ausstellung der britischen Künstlerin Lucy Skaer zu sehen: in der Kunsthalle am Karlsplatz. Lucy Skaer, 1975 in Großbritannien geboren, lebt und arbeitet in New York. Bereits 2007 bespielte sie - damals erst 32 Jahre alt - den schottischen Pavillon bei der Biennale in Venedig. 2009 war sie für den renommierten Turner Prize nominiert.

Ein Schiff voller Narren ist das Hauptmotiv dieser Schau. Genauer gesagt ist es ein Ruderboot aus Holz, vollgepfercht mit fröhlich und grimmig blickenden wilden Gestalten. Als Blickfang mitten im Raum in Form eines großdimensionierten Holzschnittes in tiefem Rot. Für Lucy Skaer hat jeder dieser Verrückten seine eigenen Gedanken und seine eigene Realität - und das habe viel mit Kunst zu tun, sagt sie.

Die Holzschnitte mit dem Narrenschiff tauchen in mehrfacher Ausfertigung auf: in knalligem Grün oder in Weiß, allerdings in anderer Form: Sie sind in Streifen geschnitten und dann puzzleartig wieder zusammengesetzt - wie die Reise des Narrenschiffs, es wird immer verrückter.

Ver-rückt

Auseinandergenommen und dann verwirrend wieder zusammengesetzt sind nicht nur diese Holzschnitte, es ist die ganze Ausstellung, die in veränderter Form bereits 2010 im K21 in Düsseldorf und heuer bei Tulips & Roses in Brüssel gezeigt wurde.

In der ersten Station der Ausstellung waren 98 Aluminiumplastiken des rumänischen Bildhauers Constantin Brancusi zu sehen, die Lucy Skaer für die zweite Station eingeschmolzen und zu säulenartigen Gebilden gegossen hat, wie sie gut zum Muster des Fußbodens im Ausstellungsraum passten. Dieselben Skulpturen in Wien im project space aufgestellt, passen natürlich gar nicht mehr zum Fußboden und wirken völlig unmotiviert. Verrückt eben. Das ist das Thema der Arbeiten von Lucy Skaer: Sie will Bedeutungszuschreibungen und Denkmuster über Bord werfen.

Lucy Skaer macht Kunst, die nicht leicht zu konsumieren ist. Sie verlangsamt den Verständnisprozess absichtlich. Es ist eine Art von Kunst, die sich über das Visuelle allein nicht erschließt. Ein bisschen anstrengend zu erforschen. Aber interessant für alle, die gerne einen Blick in Wahrnehmungslücken werfen, weil der unverständliche Teil der Welt vielleicht doch aufregender ist als der verständliche.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Kunsthalle Wien - Lucy Skaer