Fukushima-Bericht: AKW-Unfall war vermeidbar

Es war keine Naturgewalt, die die große Atomkatastrophe von Fukushima verursacht hat, sie wurde von Menschen verursacht und somit vermeidbar. Zu diesem Ergebnis kommt ein Untersuchungsausschuss des japanischen Parlaments. Der Bericht fällt ein vernichtendes Urteil und zeichnet ein Bild von Fahrlässigkeit, Verantwortungslosigkeit, skandalösen Sicherheitsmängeln und Behördenfilz.

Mittagsjournal, 5.7.2012

"Von Menschen verursachtes Desaster"

Die Atomkatastrophe in Fukushima sei nicht ein Naturdesaster gewesen, sondern es sei ein von Menschen verursachtes Desaster. Denn der Unfall sei vorhersehbar und vermeidbar gewesen. Die damalige Regierung Kan, die Atomaufsicht und die Betreiberfirma Tepco hätten gemeinsame Sache gemacht. Allen sei schon Jahre vorher das Risiko bekannt gewesen, man habe gewusst, das Atomkraftwerk in Fukushima könne einem schweren Erdbeben und einem Tsunami nicht standhalten. Die Mitarbeiter von Tepco seien nie auf Unfälle vorbereitet worden, zum Zeitpunkt der Katastrophe habe es keine klaren Anweisungen an das Personal gegeben. Dadurch habe sich die Lage noch verschlimmert.

Keine Krisenvorkehrungen

Die Atomaufsichtsbehörde habe es jahrelang verabsäumt, geeignete Maßnahmen für Krisenfälle einzuführen, dadurch habe auch das Krisensystem der Regierung in Tokio und der betroffenen Behörden versagt, was zu einem Chaos bei der anschließenden Räumung der Gebiete rund um das Atomkraftwerk beigetragen habe. Viele Anrainer seien viel zu spät über den Unfall informiert worden, oder sie seien in Landstriche gebracht worden, die stärker verstrahlt waren, als ihre Heimatbezirke, urteilt die Untersuchungskommission. Bis heute seien die Ruinen von Fukushima nicht unter Kontrolle gebracht worden.

Wiedereinstieg heute

Doch trotz der Katastrophe zieht auch die jetzige Regierung Noda keine Konsequenzen aus dem Atomunfall. Seit heute wird in Japan wieder Atomstrom produziert. Reaktor Drei des AKW Oi bei Osaka ist wieder hochgefahren worden, weil Atomlobby und japanische Regierung schon monatelang vor Stromausfällen im Hoch-Sommer in dem Industriegebiet gewarnt haben. Gegen das Wiederanfahren des Reaktors protestierten in der vergangenen Woche hundertfünfzigtausend Menschen. Ein einmaliges Ereignis in Japan. Noch bleiben neunundvierzig Reaktoren abgeschaltet. Die Frage lautet aber: wie lange noch?