"Wolfsbrüder" - eine wahre Geschichte

Eine Geschichte aus der Realität erzählt ein neuer spanischer Film, thematisch angelehnt an Kiplings "Dschungelbuch": Der Film "Wolfsbrüder", der von dieser Woche an in den heimischen Kinos zu sehen ist, erzählt aber die wahre Geschichte eines spanischen Buben, der mehr als zehn Jahre lang Seite an Seite mit Wölfen gelebt hat.

Mittagsjournal, 10.7.2012

Andalusien in den frühen 1950er Jahren zur Zeit der Franco-Diktatur. Marcos ist sieben Jahre alt, als er von seinem Vater wegen der herrschenden Armut an einen Großgrundbesitzer verkauft und zum Ziegenhüten in ein abgelegenes Bergtal geschickt wird. Hier freundet er sich mit dem alten Atanasio an, der dem Buben beibringt, in der Wildnis zu überleben, ihm nach und nach auch die Angst vor den Wölfen nimmt.

"Wolfsbrüder" erzählt die wahre Geschichte des heute 65-jährigen Marcos Rodriguez Pantoja. Er habe mit den jungen Wölfen gespielt, und sei bei ihnen in der Höhle eingeschlafen, erinnert sich Marcos im Interview. Nach und nach sei er so Teil des Rudels geworden - das sei die schönste Zeit seines Lebens gewesen. Mit 19 wurde er gefunden und zurück in die Zivilisation gebracht: "Sie verschleppten mich wie ein Meerschweinchen", so Marcos, "in eine Welt, die ich nicht kannte und nicht verstand".

Pathetisch

Regisseur Gerardo Olivares nimmt sich dabei viel Zeit, den Buben in das Leben in der Wildnis einzuführen, zeigt, wie er von Atanasio darauf vorbereitet wird, allein zu überleben, bevor dieser stirbt.

Zu Beginn zeichnet sich so ein äußerst glaubwürdiger Film für ein junges Publikum ab, mit faszinierenden Tier- und Naturaufnahmen. Doch in der zweiten Filmhälfte hinterlässt "Wolfsbrüder" dann einen äußerst zwiespältigen Eindruck, was zum einen an der pathetisch überzeichneten Filmmusik von Klaus Badelt liegt, die den Film teils ins lächerliche zieht, zum anderen an plötzlichen Zeitsprüngen, die die Erzählung immer wieder abrupt abreißen lassen. Gegen Ende wird so aus dem kleinen Marcos innerhalb weniger Minuten ein ausgewachsener Sierra-Morena-Tarzan.

Da nützt es auch nichts, dass der Film zum Abschluss in die Realität zurückkehrt, und den echten Marcos gemeinsam mit den Wölfen zeigt - er lebt auch heute noch zeitweise abgeschieden im Tal der Stille.

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Wolfsbrüder