Russland: Anklage gegen "Pussy Riot"

In Russland ist jetzt offiziell Anklage gegen drei Mitglieder der Punk-Band "Pussy Riot" erhoben worden. Die drei Frauen sind wegen eines Putin-kritischen Liedes im Februar verhaftet worden.

Abendjournal, 12.7.2012

Gegen Putin und Kirche

"Oh Gottesmutter, erlöse uns von Putin" - wegen dieses Liedes drohen drei jungen Frauen bis zu sieben Jahre Haft, das geht aus der heute veröffentlichten Anklageschrift hervor. Den Frauen wird organisiertes Rowdytum vorgeworfen. Mit ihrer Kunstaktion in der wichtigsten Kirche des Landes, der Christ-Erlöser-Kathedrale, hätten sie außerdem interreligiösen Hass geschürt, den heiligen Werten des Gottesdienstes Schaden zugefügt und die jahrhundertelange Tradition der orthodoxen Kirche verspottet, heißt es in der Anklageschrift.

Kritik an staatlichen Rechtsbrüchen

Der Fall "Pussy Riot" hat in Russland zu einer heftigen Diskussion über die Verbindung zwischen der Kirchenführung und dem Regime von Wladimir Putin geführt, viele Künstler haben sich mit den Frauen solidarisiert, auch Amnesty International ruft zu ihrer Freilassung auf. Die Anwälte haben mehrmals grobe Verletzungen der Verfahrensordnung kritisiert, auch die Tatsache dass zwei der Frauen, die kleine Kinder haben, seit Monaten in Untersuchungshaft sitzen, ist mit dem russischen Recht eigentlich nicht vereinbar. Doch der Sprecher von Wladimir Putin hat klargemacht, dass der Fall von oberstem Interesse ist und dass der Kreml den Fortgang des Verfahrens beobachte - in diesem Fall klingt das für die jungen Frauen wohl wie eine gefährliche Drohung. Der Prozess gegen die Mitglieder der Band "Pussy Riot" könnte bereits Ende des Monats beginnen.