Kindersextourismus: 4.000 österreichische Täter

Der Kindersextourismus boomt. UNICEF geht davon aus, dass weltweit jährlich Milliardenumsätze mit dem illegalen Verkauf von Minderjährigen gemacht werden. Geschätzte 4.000 österreichische Männer fahren regelmäßig ins Ausland, um dort Kinder zu missbrauchen. Wer im Ausland Kinder missbraucht, kann in Österreich bestraft werden.

Morgenjournal, 14.7.2012

Tat im Ausland, Strafe in Österreich

Die Täter würden gezielt in bestimmte Länder fahren. Dort würden sie sich sicher fühlen, von den Behörden würden sie meist nicht behelligt, sagt Mario Hejl vom Bundeskriminalamt: "Wir wissen, dass Sextourismus vor allem natürlich in Thailand, in Vietnam, Kambodscha, aber auch in Indien, auf den Philippinen, Sri Lanka und in Brasilien stattfindet. Hier streben wir eine enge Zusammenarbeit mit den dortigen Behörden an."

Auch wenn die Tat im Ausland stattfindet, kann man in Österreich dafür bestraft werden. Das gelte seit 1997, sagt Astrid Winkler von der Kinderschutzorganisation ECPAT (End Child Prostitution, Child Pornography and Trafficking of Children for Sexual Purposes).

Wie viele Österreicher Täter sind, könne man derzeit nur schätzen, sagt Winkler. Ihre Organisation habe es einmal "gewagt", Zahlen einer deutschen, wissenschaftlich abgesicherten Studie der TU Berlin auf Österreich umzulegen: "Da sind wir auf eine Zahl von 4.000 an potenziellen österreichischen Tätern gekommen, die zu diesem Zweck in andere Länder reisen."

Hinweise von aufmerksamen Reisenden wichtig

Die Behörden beginnen in der Regel erst dann zu ermitteln, wenn der Täter auffällig wird. Winkler appelliert auch an österreichische Reisende, dass sie sich melden, wenn sie Auffälliges beobachten – bei der österreichischen Botschaft, bei der Meldestelle des Bundeskriminalamts oder beim Reiseveranstalter.

Man solle angeben, was man wo beobachtet hat, empfiehlt Astrid Winkler, "weil das ja auch für die Reiseveranstalter eine wichtige Information ist. Jene Reiseveranstalter, die den Kinderschutzkodex unterzeichnet haben, haben auch immer wieder als Konsequenz Hotels, die in diesem Bereich nicht kooperativ waren, aus dem Programm genommen. Das ist natürlich auch eine wichtige Message."

Das Abkommen mit Thailand zum verstärkten Kinderschutz begrüßt Winkler. Sie wünscht sich jedoch, dass die polizeiliche Zusammenarbeit auch mit anderen betroffenen Ländern verbessert wird.