Sonnensturm nimmt Kurs auf Erde

Ein starker Sonnensturm wird am Samstag voraussichtlich die Erde erreichen. Die US-Raumfahrtagentur NASA und die US-Wetterbehörde schätzen, dass der Sonnensturm mit fünf Millionen Kilometern pro Stunde auf die Erde zurast. Stromnetze und Handyverbindungen könnten beeinträchtigt werden, ebenso der Flugverkehr.

Morgenjournal, 14.7.2012

Geschwindigkeit von fünf Millionen Kilometer pro Stunde

Die Sonne ist seit einiger Zeit höchst aktiv. Erkennbar ist das an einer riesigen Sonnenfleckengruppe, die seit einigen Tagen mit einfachen Geräten gut sichtbar ist, schildert Thomas Posch vom Institut für Astronomie der Universität Wien: "Gerade diese Woche war eine riesengroße Sonnenfleckengruppe zu sehen, so groß wie kaum je in den letzten Monaten."

Aus Sonnenfleck 1.520 löste sich laut US-Raumfahrtagentur NASA Donnerstag abends Plasma. Man vermutet, dass erste geladene Teilchen am Samstag im Laufe des Tages die Erde erreichen werden. Sonnenstürme gehen nicht direkt von den dunklen Sonnenflecken aus, sondern von hellen Stellen, sogenannten Flares, im Umfeld der Flecken. Thomas Posch zufolge liege die Startgeschwindigkeit in dem Fall bei etwa 1.400 Kilometer pro Sekunde. "Das sind umgerechnet fünf Millionen Kilometer pro Stunde, was dazu führt, dass die Reisezeit bis zur Erde – bei Aufrechterhaltung der Geschwindigkeit – mindestens dreißig Stunden beträgt, in Wirklichkeit sogar länger, weil diese Teilchenströme unterwegs abgebremst werden."

Kleine Polarlichter vielleicht auch in Österreich zu sehen

Eine Folge von hoher Sonnenaktivität und Sonnenstürmen können schillernde, grünliche oder rötliche Polarlichter sein, so der Astronom Thomas Posch: "Wir können für den Samstagabend beziehungsweise für die gesamte Nacht von Samstag auf Sonntag darauf hoffen, dass Polarlichter zu sehen sind, vorausgesetzt man befindet sich an einem dunklen Ort, abseits einer großen Stadt." For allem in Skandinavien und Norddeutschland seien Polarlichter zu erwarten, so Posch, kleinere sogar in Österreich.

Aber er dämpft die Erwartungshaltung gleich wieder ein bisschen: Wenn man hierzulande Polarlichter sieht, dann sind sie meistens "horizontnah und auch nicht so hell und so stark und so flackernd".

Sonnenzyklus: Noch mehr Sonnenstürme zu erwarten

Abgesehen von den spektakulären Lichterscheinungen können schwere Sonnenstürme unter Umständen Satelliten, elektrische Anlagen, Navigationssysteme und Funkverbindungen stören. Vor einigen Jahren, 2003, führte ein solcher Sturm unter anderem zu einem mehrstündigen Stromausfall in Schweden sowie einem Ausfall des europäischen Flugradars. Für Samstag erwartet die US-Wetterbehörde allerdings keine allzu großen Probleme.

Dass die Sonne derzeit so aktiv ist, ist übrigens Teil des elfjährigen Sonnenzyklus. In den kommenden Monaten ist mit weiteren und vielleicht sogar stärkeren Sonnenstürmen zu rechnen.