Zehntes Schuljahr: Positive Expertenreaktion

Der ÖGB will eine Verlängerung der Schulpflicht von neun auf zehn Jahre. Denn in Österreich fallen bis zu 8.000 Jugendliche jedes Jahr aus dem Ausbildungssystem. Eine Verlängerung der Schulzeit um ein Jahr allein erhöhe die Chancen auf dem Arbeitsmarkt aber noch nicht, sagt die Bildungsexpertin Christa Koenne. Es komme auf den Inhalt an.

Morgenjournal, 20.7.2012

Verlockende Unabhängigkeit

Jeder fünfte 15-Jährige will nach neun Jahren Pflichtschule von Bildung nichts mehr wissen, sagt die OECD. Während im OECD-Schnitt 82 Prozent der 15- bis 19-Jährigen nach der Pflichtschule weiterlernen, sind es in Österreich im Schnitt nur 79,4 Prozent, davon mehr Mädchen als Buben. Arbeiten, unabhängig sein vom Elternhaus, das ist erstrebenswert. Ein gravierendes Problem, stellt auch die Bildungsexpertin Christa Koenne fest. Später würden das die dann ehemals Jugendlichen bereuen.

Begleitung zur Selbstverantwortung

Ein Jahr länger die Schulbank drücken, diese Forderung von ÖGB-Präsident Erich Foglar leuchte ein, mache aber nur Sinn, wenn man die Jugendlichen begleite, dass sie am Ende des Weges selbst die Verantwortung für ihre weitere Bildung übernehmen. "Wir entlassen die Schülerinnen und Schüler aus den Schulen meist nicht lernwillig. Das hat was mit der Art zu tun, wie sie beschult werden. Wir infantilisieren diese jungen Erwachsenen."

(K)eine Frage der Kosten

Die derzeitige Lösung für die neunte Schulstufe sei dafür nur wenig geeignet - also eine Reform des Polytechnikums. Die Lücke bis zum Ende der Schulpflicht sollte mehr Sinn ergeben. Als Beispiel nennt Koenne die Werkschulheime, wo man auch einen Beruf erlernen und außerschulische Erfahrungen sammeln könne. Alles eine Frage der Kosten, rechnet Christa Koenne vor. 8.000 Jugendliche, die zwar nicht mehr in der Schule betreut werden, aber vielleicht später vom Arbeitsmarktservice. Eine einfache mathematische Übung.

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Donau-Universität Krems Seite von Christa Koenne