Denver: Tat eines Verwirrten
Am Tag nach dem Amoklauf in einem Kino in Denver in den USA ist die Polizei überzeugt, dass der Täter allein gehandelt hat. 12 Menschen hat der Mann in einem Kino während der Premiere des Batman-Films erschossen, 59 verletzt. Der Täter machte laut Polizei in den Verhören einen verwirrten Eindruck. Was ihn zu der Tat getrieben hat, ist unklar. Seine Waffen hat er völlig legal erworben.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 21.7.2012
Bisher unauffällig
James Holmes ist 24 Jahre, studierter Neurologe, der im kalifornischen San Diego keine Arbeit findet, in einem Fastfood-Restaurant jobt und dann nach Denver zieht, um ein Doktorat zu erlangen. Bekannte beschreiben den jungen Mann als intelligent - zuletzt soll er aber sein Studium vernachlässigt und sich zurückgezogen haben. Für die Polizei in Denver ist Holmes ein unbeschriebenes Blatt: "Er ist einmal wegen Rasens mit dem Auto bestraft worden - sonst findet sich nichts in den Akten über Mr. Holmes" - so Dan Oates, der Polizeichef von Aurora.
Verwirrter Einzeltäter
Warum der junge Mann schwer bewaffnet, schwarz gekleidet, erst Tränengas in den vollbesetzten Kinosaal wirft und dann auf die Besucher der Batman Premiere schießt, das ist noch unklar. Fest stehe nur, so Polizeichef Oates: "Wir suchen keine Mittäter, er ist ein Einzeltäter." Erste Aussagen aus den Vernehmungen lassen auf einen geistig verwirrten Täter schließen. Ermittler Ray Kelly aus New York: "Er wirkt verwahrlost, hat seine Haare rot gefärbt und sagt, er sei der Joker, der Feind Batmans."
Sprengfallen in der Wohnung
In der Wohnung des Täters finden die Polzisten Chemikalien und ein Gewirr aus miteinander verkabelten Gefäßen, gefüllt mit brennbaren Flüssigkeiten - James Holmes selbst hat die Ermittler auf die Sprengfallen in seiner Wohnung aufmerksam gemacht, berichtet ein am Einsatz beteiligter Beamter: "Ich weiß nicht, wie die Drähte alle miteinander verbunden sind, wir haben das mit einer ferngesteuerten Kamera angesehen, es wirkt sehr ausgeklügelt." Seine Stereoanlage hat Holmes eigens programmiert, um während seiner Abwesenheit laut Musik abzuspielen.
Diskussion über Waffengesetz
Woher der 24jährige seine Waffen erhalten hat - darunter auch eine Pistole der österreichischen Firma Glock und ein Sturmgewehr - das haben die Ermittler inzwischen geklärt: James Holmes hat Gewehre und Pistolen legal in einem Waffengeschäft erworben. Die Polizei sieht auch dadurch ihre Einzeltäter-Theorie gestützt.
Wie immer nach Amokläufen und Todesschüssen beginnt in den USA eine Diskussion über strengere Waffengesetze. So ruft der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg Präsident Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney dazu auf, klar Position zu beziehen. Obama und Romney haben den Familien der Opfer ihre Anteilnahme ausgesprochen und mehrere Wahlkampftermine abgesagt - die Fahnen ums Weiße Haus wurden auf Halbmast gesetzt. Vor vielen Kinos sind quer durchs Land während der Vorstellungen Polizisten platziert worden.