Syriens Assad laufen Generäle davon

Die Gefechte in Syrien weiten sich immer mehr aus, nun auch auf die Wirtschaftsmetropole Aleppo. Auch in Damaskus wird weiter gekämpft. Die Menschen flüchten in Scharen, auch hochrangige Militärs desertieren. Die UNO hat unterdessen ihre Beobachtermission verlängert.

Mittagsjournal, 21.7.2012

Kämpfe immer heftiger

Die ganze Nacht über ist die syrische Hauptstadt von Kampfhubschraubern aus bombardiert und beschossen worden. Mit Panzern haben die Soldaten die von den Rebellen besetzten Stadtviertel von Damaskus umzingelt. Einen Stadtteil hat das Regime gestern nach heftigen Gefechten zurückerobert. Heute früh haben syrische Regierungstruppen die Stadt Schaba eingenommen, eine Protesthochburg nahe Damaskus. Die Soldaten würden von regimetreuen Milizen begleitet, die wahllos aus Passanten schießen, heißt es. Die Bewohner von Schaba befürchten jetzt willkürliche Erschießungen.

Vor mittlerweile einer Woche haben die Kämpfe zwischen Regimegegnern und Regierungstreuen auch die Hauptstadt Damaskus erreicht. Die Gewalt habe dramatisch zugenommen, berichten die Bewohner von Damaskus - vor allem seit vier der engsten Vertrauten von Machthaber Bashar al Assad bei einem Bombenattentat auf den nationalen Krisenstab getötet worden.

Doch die Rebellen schlagen zurück. Laut Angaben von oppositionellen strömen aus allen Teilen des Landes Kämpfer in die Hauptstadt. Etliche Viertel von Damaskus sind mittlerweile in der Hand der Rebellen, sagt ein Sprecher der Rebellen: "Die Freie Syrische Armee gratuliert dem syrischen Volk zu diesem Sieg zu Beginn des Ramadan. Wir hoffen, dass dieser Monat weitere Erfolge bringen wird."

22 Generäle desertiert

Präsident Assad verliert zunehmend die Kontrolle - auch über seine eigene Armee. Nach Angaben der Opposition desertieren immer mehr Soldaten, sie tauchen unter oder setzen sich im Ausland ab. Laut Regimegegnern betrifft das bereits ein Drittel der regulären Armeesoldaten, die bei dem brutalen Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung nicht mehr mitmachen wollen. Erst gestern soll sich ein weiterer syrischer Brigadegeneral in der Türkei abgesetzt haben, mit ihm mindestens 20 Soldaten. Mittlerweile sind Insgesamt 22 hochrangige Generäle und Militärangehörige von Präsident Bashar al Assad desertiert.

Beobachter bleiben

Angesichts dieser Umstände ist die UNO-Beobachtermission vom Sicherheitsrat um 30 Tage verlängert worden. Die 300 UNO-Beobachter bleiben noch einen Monat länger im Land, um ihre Friedensmission zu forcieren, sagt der neue Chef der UNO-Beobachtermission Babacar Gaye: "Diese nächsten 30 Tage sind nicht die letzte Chance, die Gewalt zu beenden. Aber sie zeigen, wie groß die Sorge der internationalen Gemeinschaft über die Situation in Syrien ist. Natürlich sind die Positionen innerhalb des UNO-Sicherheitsrats unterschiedlich. Aber in einem sind sich alle Staaten einig: Die Menschen in Syrien leiden. Die Beobachtermission wird alles versuchen, diese kurze Zeit bestmöglich zu nützen."

Strom von Flüchtlingen

Der Beobachtermission der UNO gehe es vor allem darum, den Einsatz von schweren Waffen, Kampfpanzern und Kampfhubschraubern zu reduzieren, sagt Gaye: "Wir müssen zugeben, dass unsere Möglichkeiten, das Schicksal des Landes zu beeinflussen, unsere Erwartungen nicht erfüllt haben. Unser Erfolg hängt jetzt davon ab, was in den kommenden Wochen passiert." So lange wollen die Menschen in Syrien jedoch nicht mehr warten. Laut Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks sind allein in den vergangenen 48 Stunden mehr als 30.000 Syrer ins Ausland geflohen.

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