Bohren im 9/11-Trauma
The Dark Knight Rises
Batman ist eine der beliebtesten Figuren im Universum der Comic-Superhelden, auch bei Hollywoods Kinoproduzenten. Mit "The Dark Knight Rises" schließt Regisseur Christopher Nolan, bekannt durch Filme wie "Memento" und "Inception", nun seine Batman-Trilogie ab, die 2005 mit "Batman Begins" startete und 2008 mit "The Dark Knight" fortgesetzt wurde.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.7.2012
Längst gehören verborgene Ängste, körperliche Schwächen und Identitätsprobleme zur Grundausstattung von modernen Superhelden. Sie sind - mehr denn je - menschlicher geworden und haben zugleich ihre Übermenschlichkeit beibehalten, ihre Kräfte und Begabungen, ihre Moral, die sich immer wieder noch einmal für das Gute entscheidet - umso mehr als in Gotham City wieder einmal das Chaos droht. Doch Batman (Christian Bale) ist angeschlagen, geht am Stock, gekrümmt, eingehüllt in Düsterkeit. "Batman ist physisch und psychisch ganz unten angekommen und quasi von der Bildfläche verschwunden", meint Hauptdarsteller Christian Bale.
Grobschlächtiger Schurke
Neben ein paar Gemeinheiten von Catwoman (Anne Hathaway) ist Bane (Tom Hardy) der Hauptgrund für Batmans Wiederauferstehung, ein Muskelprotz voll krimineller Energie, aber auch nur ein Handlanger höherer Mächte. Im Vergleich zu den raffiniert-hinterhältigen Schurken wie etwa dem Joker ist Bane eine grobschlächtige Angelegenheit, eine bewusste Wahl, denn man sollte, um der Spannung willen, "nie wissen, wer einen Zweikampf gewinnt", so Regisseur Christopher Nolan.
Terroristische Bedrohung
Das Bedrohungspotenzial in "The Dark Knight Rises" ist umfassend, eine Nuklearbombe als Überbau erlaubt am Weg zu ihrer Entschärfung einige terroristische Intermezzi. Man bohrt im 9/11-Trauma: Brücken, Tunnel und ein ganzes Fußballfeld stürzen ein, nationale Symbole – ein Sternenbanner - werden zerfranst, idealistische Weltbilder auf ihre Ambivalenz abgeklopft.
Denkt man an das Attentat in Colorado, so ist der Grat zwischen dem neuen Batman-Spektakel, also der Fiktion und der Wirklichkeit schmäler geworden, der Blickwinkel auf die Gewalt auf der Leinwand möglicherweise ein anderer.
Nachhaltige Standards
Jeden Filmkader spürt man Christopher Nolans unbändigen Gestaltungswillen, seine Jagd nach ästhetischen Rekorden, nach dem noch eindrucksvolleren Bild, und - vereint mit Komponist Hans Zimmer - nach einem noch prägnanteren Auswuchs auf der Tonspur, manchmal gehörschadenverdächtig. Hier sollen - mit leichter Verkrampfungstendenz - nachhaltige Standards gesetzt werden, eine Trilogie also so abgeschlossen werden, dass man so schnell nicht wieder anschließen kann. Denn der nächste Kino-Batman kommt - allein schon aus kommerziellen Gründen - bestimmt.