Schweinerei der etwas anderen Art
Das Schwein von Gaza
Eigentlich ist der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern eine ernste Angelegenheit, der Gaza-Streifen einer der Brennpunkte der Auseinandersetzung. Doch der französischen Regisseur Sylvain Estibal kann der Sache auch eine ganz andere, heitere Seite abgewinnen. Wie? Das führt er in seinem Debütfilm "Das Schwein von Gaza" vor.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 2.8.2012
Wieder einmal nur Gerümpel im Netz des palästinensischen Fischers Jafaar, während die Kollegen einen guten Fang gemacht haben. Auf dem Dach des eigenen Hauses haben sich israelische Soldaten einquartiert, die Sonntagsschuhe gehen kaputt und am nächsten Tag ein weiteres Unglück: wieder keine Fische, dafür eine Überraschung im Netz: Ein Schwein bringt den Mann in arge Bedrängnis und auch Jafaars Frau kann sich mit dem neuen Mitbewohner nicht anfreunden
Ringelsocken an den Hufen
Das Absurde übernimmt von Anfang an das Kommando im Film "Das Schwein von Gaza". Denn gegen die politische Sackgasse, gegen die alltägliche Angst und die völlig überzogenen Reiz-Reaktionsmuster im Alltag des Gaza-Streifens hilft nach Meinung von Regisseur Sylvain Estibal nur noch schräger Humor: "Ich wollte die Absurdität in meinem Film ziemlich weit treiben, um damit eine Parallele zur Absurdität in der Wirklichkeit herzustellen. Das ist eben meine Art und Weise, diese letztlich sehr ernsthafte Situation anzuprangern."
Nach und nach steigert Estibal die Dosis des Grotesken. Schweine dürfen weder palästinensischen noch israelischen Boden betreten, also gut, Ringelsocken an die Hufe, und wenn man das Tier schon nicht los wird, dann lassen sich vielleicht Geschäfte damit machen - ausgerechnet eine jüdische Schweinezüchterin ist Jaffars Geschäftspartnerin.
Film wie ein Friedensangebot
Regisseur Estibal wirbelt lustvoll und respektlos Rollenmuster durcheinander, lässt seine Hauptfigur als Mischung zwischen Don Quijote und Lous de Funès gegen die fortgeschrittene Verbohrtheit Amok laufen, entblößt religiösen Fanatismus und Widersprüchlichkeiten auf beiden Seiten.
Durch die gezielte Überhöhung von Vorurteilen werden auch die paranoiden Grundlagen für Konflikte transparent. Ein Film wie ein Friedensangebot, der - wenn auch mit drastischen Mitteln - auf politischem, menschlichen und - nicht zu vergessen - tierischem Versöhnungskurs steuert.
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