Das globale Geschäft mit dem Tod

Waffenhandel

Andrew Feinstein hatte eine ziemliche Wut. 1999 war er Abgeordneter im südafrikanischen Parlament. Damals gab Südafrika 11 Milliarden Dollar für Kampfflugzeuge aus, die das Land nicht brauchte, die das Militär nicht wollte und die sich Südafrika kaum leisten konnte.

Im Rahmen einer Kommission, die das Waffengeschäft untersuchte, fand Andrew Feinstein heraus, dass von den Herstellern, der britischen Firma BAE (früher British Aerospace) und dem schwedischen Saab-Konzern 300 Millionen Dollar Schmiergelder an Funktionäre und Politiker gezahlt worden waren. Aus Protest legte Feinstein sein Mandat nieder und verließ das Land.

Korruption gang und gäbe

Feinstein begann, weitere Waffengeschäfte zu recherchieren. Dabei stellte er fest, dass Südafrika kein Einzelfall war, sondern dass die Waffengeschäfte weltweit nach diesem Muster ablaufen.

Jahrelang studierte Feinstein zahllose Gerichtsprotokolle, Zeitungsartikel und sämtliche Literatur zum "globalen Geschäft mit dem Tod", wie der Untertitel seines Buches lautet. Und wo immer es möglich war, traf er die Akteure. Das Ergebnis ist ein 847 Seiten starkes Buch mit akribischen Quellenangaben. Durch die vielen Details, die er erforscht hat, kann Feinstein Szenen sehr lebendig erzählen. Streckenweise hat man das Gefühl, das Drehbuch eines Thrillers zu lesen.

6 Milliarden Pfund Bestechungsgeld

Man erfährt zum Beispiel, wofür die 6 Milliarden Pfund Bestechungsgelder verwendet wurden, die dafür gesorgt haben, dass Saudi-Arabien eine der teuersten Waffenbestelllisten der Geschichte nicht an die USA sondern an Großbritannien übergeben hat.

Regierungsposten für Waffenproduzenten

Eindrucksvoll beschreibt Feinstein, wie das Wirken skrupelloser Waffenhändler die zahlreichen grausamen Konflikte in Afrika befeuert. Zum Beispiel wie der "als Händler des Todes" bekannte Russe Viktor But dem Diktator Charles Taylor die gewünschten Waffen lieferte.

Feinstein unterscheidet nicht zwischen legalem und illegalem Waffenhandel und so erfährt man ebenso, wie die US-Rüstungsindustrie versucht, ihre Leute auf Regierungsposten zu hieven. Besonders gut gelang dies beim Amtsantritt von George W. Bush.

Begegnung mit Mensdorff-Pouilly

Auch das Wirken eines Österreichers wird ausführlich dargestellt. Feinstein hat ihn in Wien interviewt:

Der Graf erzählt Feinstein Anekdoten von seinen Gefängnisaufenthalten in Österreich und Großbritannien und dass er jederzeit mit jedem maßgeblichen Politiker in Österreich, Ungarn und Tschechien sprechen könne. Feinstein will mehr darüber erfahren, was es mit den 19 Millionen Pfund auf sich habe, die BAE an Mensdorff-Pouilly überwiesen hat. Man nimmt an, dass sie verwendet wurden, um diverse Waffengeschäfte in Tschechien und Ungarn anzubahnen.

Laut Mensdorff-Pouilly waren die 19 Millionen Pfund das Honorar für "Marketingberichte".

Service

Andrew Feinstein, "Waffenhandel - das globale Geschäft mit dem Tod", aus dem Englischen übersetzt von Stephan Gebauer, Hoffmann & Campe

Hoffmann & Campe - Waffenhandel