Kunst als Wertanlage in der Krise
Joseph Beuys' 30 Jahre altes Zitat "Kunst = Kapital" ist bis heute ein wahres Wort – gerade in Krisenzeiten. Bilder, Plastiken und auch Antiquitäten sind bei Anlegern begehrt, wenn es ihnen auf den Finanzmärkten wieder einmal zu bunt wird.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 4.8.2012
Kleingeld reicht nicht
Auktionshäuser, Kunstmessen und Galerien haben schon deutlich schlechtere Zeiten erlebt. Die Wirtschafts- und Schuldenkrise macht nicht nur Edelmetalle und Immobilien attraktiv, sondern lässt Privatiers, Sammler und professionelle Investoren nach Wertanlagen aus Künstlerhand suchen. Geld ist in den USA, Europa und Asien genug vorhanden, jedoch ist das Angebot an Werken der ganz großen Namen rar – sie gelten den Eigentümern als Krisenwährung. Wer nicht nur aus Liebhaberei Kunst kauft sollte aber – neben Sachverstand - über ein gut gefülltes Konto verfügen, rät Gérard Goodrow, ehemaliger Direktor des Auktionshauses Christie's und Leiter Kunstmesse "Art Cologne": "Am meisten lohnt es sich wahrscheinlich im sechsstelligen Bereich. Da ist es eher sicher, dass man das Geld wieder bekommt."
Langfristige Anlage
Wer hingegen das Risiko mag, der investiert in unbekannte Künstler. Manche reüssieren wie Startup-Unternehmen der Internetbranche. Aber gerade sie sind es, die den Moden, Strömungen und Geschmäckern im Kunstbetrieb ausgesetzt sind. Preissteigerungen um 200 oder 300 Prozent seien möglich, sagt Goodrow. Aber ob namhafte Meister oder Nachwuchshoffnungen – für den Fachmann ist Kunst keine Anlageform für kurzfristige Gewinne. Drei bis zehn Jahre Wartezeit müssten es schon sein.
Anonymes Geld
Welche Werke im Wert steigen und Rendite abwerfen, das fällt auch Experten schwer einzuschätzen. Objekte müssen gelagert und erhalten werden. Und wer seine Käufe über Galerien oder Auktionshäuser abwickelt, ist mit teils hohe Gebühren konfrontiert. Unter dem Strich kann da wenig zu verdienen sein. Für viele Anleger spielt allerdings noch ein anderer Aspekt eine Rolle, der auf dem internationalen Kunstmarkt ein offenes Geheimnis ist: Viele Geschäfte werden mit Schwarzgeld abgewickelt, so Gérard Goodrow: Kunst ist transportabel und in den meisten Ländern nicht registriert - in Zeiten der Transaktionssteuer eine attraktive Form.
Auktionshäuser jubeln
Attraktiv ist das Geschäft derzeit jedenfalls für Auktionshäuser. Christie's etwa hat heuer 3,5 Milliarden Dollar umgesetzt – mehr als zehn Prozent mehr als vor einem Jahr, und die Aussichten sind positiv. Dass das Kapital Kunst sucht, hat ebenso beim breiter aufgestellten Dorotheum Spuren in der Bilanz hinterlassen. Es verzeichnet das beste Halbjahresergebnis seiner Geschichte.