"Teddybären-Krise" Weißrussland - Schweden
Zwischen Weißrussland und Schweden ist eine diplomatische Krise ausgebrochen: Weißrussland hat den schwedischen Botschafter des Landes verwiesen und seine Botschaft in Stockholm vorübergehend geschlossen. Grund dafür sind mehrere hundert Teddybären.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 9.8.2012
Botschafter - nicht - ausgewiesen
Eigentlich ist gar nichts passiert. Als vergangene Woche im Internet Videos auftauchten, die den Abwurf von mehreren hundert Teddybären mit politischen Botschaften über Weißrussland zeigten, dementierte die Regierung in Minsk: Das sei alles eine Propagandalüge des Auslands. Doch dann feuerte Staatschef Alexander Lukaschenko zwei Generäle der Luftwaffe wegen des Fluges, der eigentlich nicht stattgefunden hatte, und verwies als nächstes den schwedischen Botschafter des Landes - weil der sich nicht von den schwedischer Aktivisten distanziert hatte und außerdem schon lange in Kontakt mit der Opposition gestanden sei, wie ein Sprecher des weißrussischen Außenministeriums erklärte: "Wir haben den schwedischen Botschafter nicht ausgewiesen, sondern wir haben seine Akkreditierung nicht verlängert. Wir werden versuchen die Kontakte zu verbessern, aber wenn Schweden die Situation eskalieren lässt sind wir gezwungen adäquat zu reagieren."
Aktivisten erfreut
Schweden verwies daraufhin zwei weißrussische Diplomaten des Landes, gestern hat Weißrussland dann selbst seine Botschaft in Stockholm geschlossen und die Schließung der schwedischen Botschaft in Minsk angekündigt. Für Tomas Mazetti ein Erfolg. Er ist einer der beiden Aktivisten, die mit einem Kleinflugzeug von Litauen aus nach Weißrussland geflogen sind um die Bären abzuwerfen: "Unser Ziel ist Redefreiheit und Demokratie in Weißrussland. Langfristig gesehen kann unsere kleine Kampagne nur ein kleiner Schritt auf diesem Weg sein. In gewisser Weise bin ich froh, dass Lukaschenko beinahe hysterisch reagiert. Das ist ein Zeichen von Schwäche."
Teddybären verhaftet
Die Bären erinnern an die sogenannten stillen Proteste gegen Lukaschenko letzten Sommer. Nachdem die Polizei damals jeden Spaziergänger, der auch nur den Anschein erweckte, ein möglicher Demonstrant sein zu können, sofort verhaftete, legten Aktivisten in der Stadt Grodno Teddybären mit Plakaten auf den Hauptplatz - die ebenfalls verhaftet wurden, was zu großem Spott im Internet führte. Das Regime von Alexander Lukaschenko beschränkt sich nicht nur auf den äußeren Feind. Der Fotograf und Blogger Anton Surjapin, der Bilder der Bären auf seiner Homepage veröffentlicht hatte, wurde inzwischen festgenommen, kritisiert die Fotografin Julia Darashkevitsch: "Die Situation ist völlig absurd. Jedes Mal, wenn wir bei unserer Arbeit verhaftet werden, denken wir: Noch schlimmer geht es nicht. Aber dass jemandem sieben Jahre Gefängnis drohen, nur weil er Fotos von Teddybären veröffentlicht hat - das ist einfach unglaublich."
Erklärung angekündigt
Alexander Lukaschenko will die Sache nicht auf sich beruhen lassen, für den Nachmittag hat er eine Erklärung zum Teddybär-Skandal angekündigt. Ein Sprecher des außenpolitischen Ausschusses des schwedischen Parlaments hat die EU bereits um Rückendeckung im Streit mit Belarus gebeten.