Manchester United geht an die Börse
Manchester United, der 19-malige englische Meister und wertvollste Fußball Klub der Welt, geht heute an die Börse in New York. Der Verein will an der Wall Street umgerechnet 266 Millionen Euro einsammeln. Der Börsengang stößt bei den Fans aber auf große Empörung.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 10.8.2012
Analysten warnen
Bei einem erfolgreichen Gang aufs Parkett würde Manchester United mit knapp 2,7 Milliarden Euro bewertet. Der Club-Besitzer, die milliardenschwere US-Investorenfamilie Glazer, will einen Teil der Einnahmen aus dem Aktienverkauf behalten statt die gewaltigen Schulden des Traditionsclubs abzubauen. Analysten halten diesen Schritt für sehr riskant und warnen vor einem schlechten Geschäft für Anleger.
Die Familie von Milliardär Malcolm Glazer war hier in England noch nie ein besonders großer Sympathieträger bei den Manchester United Fans. Das ist noch höflich ausgedrückt, was die Anhänger wirklich von den Eigentümern halten. Die Glazers kauften den Klub 2005 für 940 Millionen Euro. Die Hälfte des Geldes musste über Kredite aufgebracht werden, die dem bis dahin schuldenfreien Verein als Verbindlichkeiten aufgebürdet wurden, sagt Finanzanalyst und ex-Fussball Profi Michael Jarman. Die Bedienung der Kredite hat bisher nochmals eine halbe Milliarde Euro verschlungen.
Geld und Kontrolle bleiben
Die Glazers erhoffen sich vom Börsengang in New York 266 Millionen Euro. Sie werden Mehrheitseigentümer bleiben. Es kommen nicht alle Aktien gleichzeitig auf den Markt. Zudem greift die Familie zu einem Trick, um sich die langfristige Kontrolle über den 134 Jahre alten Traditionsclub zu sichern. Sie bietet nur sogenannte B-Aktien an, diese haben eine Stimme in der Hauptversammlung, die Aktien, die die Glazers für sich behalten haben 10 Stimmrechte, sagt Analyst Michael Jarman. Insgesamt, schätzt Jarman, dürften die Glazers weiterhin fast 90 Prozent von Manchester United kontrollieren. Zudem wollen die Glazers die Hälfte der erwarteten Einnahmen für sich behalten, anstatt die Schulden des Klubs zu tilgen. Das ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Fans sagt Jarman, er selbst ist auch ein Anhänger von Manchester United. "Sollte ich unter diesen Umständen mit den Glazers Geschäfte machen? Vermutlich nicht, das ist zu teuer", sagt Jarman. Er rät vom Aktienkauf ab.
"Überbewertet"
Verwunderung herrscht auch über den Börsengang in New York. Vor einem Jahr noch wollten die Glazers in Singapur aufs Parkett, zogen dann aber in letzter Minute zurück. Manchester United ist in Asien einer der beliebtesten Klubs, in den USA spielt Fußball traditionell keine große Rolle. Nach Angaben des US-Magazins Forbes ist Manchester United der wertvollste Sportklub der Welt. Er wird auf 1,8 Milliarden Euro geschätzt. Finanzanalyst Michael Jarman sagt, der Klub sei als Unternehmen überbewertet. Die Glazers verfolgen seiner Meinung nach mit dem Börsengang in New York eine riskante Strategie.
Die gute Nachricht zum Schluss für Anleger, die sich nicht abschrecken lassen: Manchester United hat einen lukrativen Sponsorenvertrag an Land gezogen. Die Automarke Chevrolet ist ab 2014 für sieben Jahre auf dem Trikot, dafür gibt es insgesamt 451 Millionen Euro.