Filmdoku "This Ain't California"

Wenn man an die DDR denkt, dann denkt man an vieles, aber wohl nicht unbedingt an Skateboarding. Der Dokumentarfilm "This Ain't California" eröffnet mit Originalmaterial aus den 1980ern einen Blick auf eine ostdeutsche Szene, einer Welt inmitten von Plattenbauten, in der das Skaten weit mehr bedeutete, als bloß Sport.

Mittagsjournal, 13.8.2012

Skateboarden, da denkt man an Punkmusik, an Skateparks und jugendliche Rebellion. Wie das mit sportlichem Drill, mit sozialistischer Ordnung und DDR zusammenpasst? Eigentlich gar nicht. Eine Bedeutung die mitschwingt: Freiheit, ein Hauch Westen. Wenn man den einstigen Skatern des Ostens in "This Ain't California" zuhört, merkt man schnell, dass es hier um mehr ging, als bloß um das Rollbrettfahren.

Dabei ist es ein Glücksfall für diesen Film, dass ein junger Mann aus der damaligen Szene mit einer Super-8-Kamera permanent mitfilmte und das Material dem Team rund um Regisseur Marten Persiel zur Verfügung stellte. So sieht man in "This Ain't California" vor allem Originalaufnahmen aus den 80ern, montiert mit Berichten des DDR-Fernsehens und den Erinnerungen der Helden von damals, wieder vereint im Innenhof eines heruntergekommenen Plattenbaus.

Spurensuche in der DDR

Die ersten Boards selbst zusammengebaut, später aus dem Westen eingeschmuggelt, anfangs Subkultur, bald subversive Kraft im Staatsgefüge. Ein Dorn im Auge der Stasi. Als Virus aus dem Westen verteufelt das Staatsfernsehen die neue Sportart. Man versucht, die Szene zu vereinnahmen, zu institutionalisieren.

Der Protagonist des Films ist dabei auch der große Abwesende: Denis, oder wie sie ihn in Berlin nannten: Panik. Er war eine der Schlüsselfiguren der Szene, die 2011 wieder zusammenkommt, bei seiner Beerdigung. Der Anarchist von damals, aus den Augen verloren nach der Wende, gestorben als Soldat im Afghanistan-Krieg.

Im Film sieht man Denis auf dem Alexanderplatz skaten, im Herzen der DDR, die sozialistische Monumentalarchitektur als Spielwiese. Surreale Szenen, die später aber mit dem Einblick in Stasiunterlagen ihre Unbeschwertheit verlieren.

Bisweilen präsentiert sich "This Ain't California" als persönliche Spurensuche in der Biografie eines Rebellen, ist zugleich aber auch faszinierendes Zeitdokument: Ein Porträt der Suche nach Freiheit und Individualismus in der DDR. Bilder und Geschichten, keine 30 Jahre her, wie es im Film einmal heißt, und doch wie aus einem anderen Zeitalter.