
ORF/JOSEPH SCHIMMER
Radiokolleg
Wie Algorithmen unser Leben formen (1)
Regeln, Routinen und Codes
5. Mai 2025, 09:05
Algorithmen sind die unsichtbaren Architekten unseres Alltags. Sie stecken in Suchmaschinen, legen die Routen in Navigations-Apps fest oder entscheiden, welche Inhalte wir online zu sehen bekommen - und sie sind weit mehr als "digitale Helfer": Auch ein Kochrezept, ein Wahlsystem oder Bürokratie folgt Abläufen, die einer inneren Logik unterliegen. Die ursprünglich einfachen Regeln zur Problemlösung haben sich mit künstlicher Intelligenz weiterentwickelt und sind mittlerweile in der Lage, sich anzupassen und eigenständig zu lernen. Aus bloßen Werkzeugen sind Systeme geworden, die zunehmend unsere Entscheidungen beeinflussen - und vielleicht sogar mitbestimmen, wie unsere Zukunft aussieht.
Was haben ein Kochrezept, ein Wahlsystem und ein Finanzmarkt gemeinsam? Sie alle folgen festen Abläufen, klaren Regeln und einer inneren Logik und sind, in gewisser Weise, Algorithmen. Der Begriff selbst wirkt technisch, doch das dahinterliegende Prinzip ist viel älter als Computer. Schon in der Antike wurden mathematische Verfahren entwickelt, um Probleme systematisch zu lösen. Später legten Vordenker und Vordenkerinnen wie Ada Lovelace den Grundstein für die heutige Informatik, während Bürokratien und Wirtschaftssysteme nach algorithmischen Mustern funktionierten, lange bevor Software sie automatisierte.
Auch gesellschaftliche Normen und Rituale folgen einer Art algorithmischer Logik, die unser Handeln strukturiert, Rahmenbedingungen setzt und für Vorhersagbarkeit sorgt. In Computersystemen bestimmen Algorithmen mittlerweile, wie Steuerformulare ausgefüllt, Gerichtsverfahren abgewickelt oder Suchmaschinen-Ergebnisse sortiert werden.
Sind Algorithmen noch neutrale Werkzeuge der Ordnung - oder bereits Mechanismen der Kontrolle und wieviel Einfluss haben die unsichtbaren Abläufe auf unser Leben?
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- Sarah Kriesche