Übergewichtige Kinder: Bewegung hilft
Elf Prozent der Kinder und Jugendlichen in Österreich gelten als übergewichtig, acht Prozent gar als fettleibig. Woran das liegt, das wird beim "Europäischen Forum Alpbach" in Tirol derzeit diskutiert. Die klare Empfehlung der Experten: mehr Bewegung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 18.8.2012
Schlafen und bewegen
Essen in Hülle und Fülle – das allein macht Kinder nicht dick. Es sind viele Faktoren, die Kindern zum Teil schon in die Wiege gelegt sind. So erhöht sich zum Beispiel das Risiko, wenn Mütter in der Schwangerschaft rauchen, schildert die Medizinerin und Stoffwechselexpertin Alexandra Kautzky-Willer von der Medizinischen Uni Wien beim Europäischen Forum Alpbach. Aber auch die Ernährung und das Bewegungsverhalten des Vaters seien wichtig.
Was, abgesehen von Faktoren vor und kurz nach der Geburt, Kinder ab zwei Jahren dick werden lässt, hat die europäische Studie IDEFICS untersucht. Wolfgang Ahrens vom Institut für Epidemiologie und Präventionsforschung der Uni Bremen hat das Projekt geleitet. Seine Zusammenfassung: Kinder, die weniger als neun Stunden schlafen, haben ein deutlich höheres Risiko, übergewichtig oder gar fettleibig zu werden. Denn bei Schlafmangel verändere sich die hormonelle Regulation im Körper, Körperzellen sprächen auf Insulin schlechter an - im Endstadium Diabetes.
Kein Essen vorm Bildschirm
Die Studie, die 16.000 Kinder zwischen zwei und neun Jahren in acht Staaten Europas einbezogen hat, zeigt weiters den Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum, Computer bzw. sitzender Tätigkeit und Übergewicht: Eine Stunde täglich vor dem Bildschirm geht mit einer Verdoppelung des Risikos der Fettleibigkeit einher. Der Tipp des Wissenschaftlers: Das Gerät aus dem Kinderzimmer verbannen.
Laut Statistik essen Kinder, die besonders Gusto auf Süßes und Fettes haben, besonders oft vor dem Bildschirm. Was zuerst war, die Lust auf hochkalorische Lebensmittel oder aufs Essen nebenbei, das sei noch nicht geklärt. Es solle aber das bewusstere Essen und dass es auch genossen wird, gefördert werden.
Ratschläge der Experten
Im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach appelliert der Bergpionier Peter Habeler: "Bewegung, Bewegung, Bewegung - etwas Besseres gibt es für mich nicht, um die Fettleibigkeit zu bekämpfen."
Dass Bewegung wichtig ist, belegen Studien immer deutlicher, so der deutsche Ursachenforscher Ahrens. "Das ist die Kehrseite von Ernährung. Energie muss wieder verbrannt werden. Körperliche Bewegung hat aber auch viele andere günstige Einflüsse: Kinder, die körperlich aktiv sind, zeigen bessere Leistungen in der Schule."
So vielfältig die Ursachen für Übergewicht bei Kindern, so vielfältig die Empfehlungen, die zum Beispiel die europäische IDEFICS-Studie gibt: Kinder sollten zehn Stunden pro Nacht schlafen, höchstens eine Stunde pro Tag Fernsehen, Wasser statt Saft trinken, sich eine Stunde pro Tag bewegen - um nur einige der einfachen Tipps zu nennen.