Woody Allen: "To Rome with Love"

"Es hält mich davon ab, mir ständig Gedanken über Dinge zu machen, die ich ohnehin nicht ändern kann." So beantwortet Woody Allen die Frage, warum er regelmäßig einen Film pro Jahr macht. 2012 führt die filmische Reise den leidenschaftlichen New Yorker erneut nach Europa. "To Rome with Love" heißt der mit Alec Baldwin, Roberto Benigni, Penelope Cruz und Woody Allen selbst prominent besetzte Film.

Morgenjournal, 27.8.2012

Ein Film pro Jahr

London, Barcelona, Paris und nun Rom. Woody Allen macht auf seiner filmischen Europatournee eine weitere Station in der Stadt der Liebe, die aber auch sonst allzu Menschliches zu bieten hat: Verwirrungen, Begierden, und Versuchungen.

Woody Allen mixt einen turbulenten Figurenreigen in mehreren Episoden, ein junges Paar aus der italienischen Provinz, das in der Hauptstadt auf Hochzeitsreise unverschuldet in den beiderseitigen Ehebruch schlittert, ein amerikanischer Architekt, der in nostalgischen Vergangenheit schwelgt und dabei zum Nachwuchscoach in Sachen Liebe wird, sein jüngerer Kollege im Liebestaumel, eine Psychoanalytikerin, als ihr bestes Studienobjekt ihr Mann, den Woody Allen selbst nach längerer Leinwandabsenz wieder einmal als typischen Neurotiker anlegt.

Positives Italienbild

Missverständnisse, Kommunikationsprobleme, Verwechslungen, Selbstüberschätzung, Fantasien, die der Wirklichkeit nicht stand halten und die man trotzdem weiterverfolgt, bis man den Irrtum schmerzlich einsehen muss. Rom ist für dieses eher allgemein gehaltene Karussell der Gefühle zwar mit seinen touristischen Sehenswürdigkeiten eine attraktive aber doch keine zwingende Kulisse. Warum dennoch Italien? Nun ja, so Woody Allen, er selbst und der durchschnittliche Amerikaner hätten doch ein ziemlich positives Bild von Italien.

Immerhin huldigt Allen mit einer liebevollen Parodie der besonderen Vorliebe italienischer Medien für den Celebrity- und Paparazzikult, selbst ein x-beliebiger Angestellter aus dem Mittelstand bekommt hier seine 15 Minuten Ruhm. "To Rome with Love" ist mehr ein Kurzgeschichtenband als ein großer Roman, Woody Allen diesmal ein recht nachsichtiger Reiseführer in die Untiefen der menschlichen Seele. Aber selbst ein Woody Allen in Durchschnittsform, bleibt immer noch ein Woody Allen. Zweifel sind erlaubt, ob wirklich immer alle Wege nach Rom führen.