Architektur-Biennale in Venedig
In Venedig wird heute die 13. Architektur-Biennale eröffnet. Künstlerischer Leiter ist dieses Jahr der Brite David Chipperfield. Der österreichische Beitrag kommt vom gebürtigen Osttiroler Wolfgang Tschapeller. Seine Installation beschäftigt sich mit dem menschlichen Körper in Bezug zum Raum.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 28.8.2012
Architektur menschlicher Körper
Keine Leistungsschau der aktuellen Architektur und der Mega-Projekte, keine Bühne der Architektur-Stars soll die diesjährige Architekturbiennale in Venedig sein. Vielmehr soll es - unter dem Generalthema "Common Ground" - um Gemeinsamkeiten gehen, sowohl innerhalb der Architekturbranche, als auch im Zusammenspiel der Architektur mit der Gesellschaft. Denn der Diskurs über Architektur bleibe derzeit an Oberflächlichkeiten hängen, statt sich mit Inhalten und Hintergründen zu beschäftigen, meint der künstlerische Leiter David Chipperfield, und daran seien auch die Architekten schuld.
Die verloren geglaubte Verbindung zwischen den Menschen und der Architektur stellt der österreichische Beitrag auf unmittelbare Weise her - wenn auch kein einziges Gebäude abgebildet wird, kein Plan und kein Modell zu sehen ist, sondern wanddeckende Projektionen von Figuren vor weißem Hintergrund. Der Architekt Wolfgang Tschapeller stellt den menschlichen Körper als architektonische Konstruktion dar. Die Körper von real existierenden Menschen wurden eingescannt und mit Bewegungsdaten anderer Menschen verbunden, sodass digitale Figuren entstehen.
Gebückt zur emotionalen Rückkopplung
Die Besucher, die den österreichischen Pavillon durch ein niedriges Eingangsloch gebückt betreten, werden zum Teil dieser virtuellen Welt, indem ihre Bewegungen per Kamera erfasst und in die Animation integriert werden. Für den Kommissär des österreichischen Biennale-Beitrags stellen sie Charaktere dar, nicht Persönlichkeiten: "Ich glaube, bei vielem, das in der Ausstellung gezeigt wird, gibt es emotionale Rückkoppelungen, das kennt man von irgendwoher."
Diese Verbindung von etwas sehr grundlegendem, wie der menschlichen Bewegung, mit komplexer Technologie, erzeugt eine interessante Spannung. Anders als ähnlichen Projekte, die schwierige Inhalte vereinfacht darstellen, gelingt es Wolfgang Tschapeller mit seiner Installation mit dem Titel "hands have no tears to flow", weder banal zu sein, noch unantastbar verkopft.