Fall "Bakary J.": Neue Vowürfe gegen Polizei

Vor sieben Jahren ist der aus Gambia stammende Schubhäftling Bakary J. in einer Lagerhalle von Polizisten gefoltert worden, nachdem er sich gegen seine Abschiebung gewehrt hat. Nun wurde bekannt, dass einer der Folterpolizisten frühpensioniert wurde, ein anderer einen Führungskräftekurs machen sollte. Innenministerium und Staatsanwaltschaft wurden aktiv.

Morgenjournal, 29.8.2012

Frühpension für Folterpolizisten

Die Optik ist peinlich und hat eine leitende Beamtin der für Pensionierungen zuständigen Abteilung der Wiener Polizei ins Visier der Justiz gebracht: Die Beamtin hatte den Antrag auf Frühpensionierung von einem der verurteilten Polizisten aus dem Fall Bakary J. abgesegnet. Und das, obwohl ein Gutachten der Pensionsversicherungsanstalt sich gegen eine Frühpensionierung des knapp 40-Jährigen ausgesprochen und eine Versetzung in den Innendienst vorgeschlagen hatte. Dort will man keinen passenden Job für ihn gefunden haben. Dem "Falter" liegt nun ein E-Mail-Verkehr zwischen dem Polizisten und der Amtsdirektorin vor, der den Schluss zulässt, dass die beiden mehr als nur ein kollegiales Verhältnis hatten. Der Sprecher der Wiener Polizei, Johann Golob, bestätigt, dass es diesbezüglich seit Mai eine Anzeige gebe und der Fall vom Bundesamt für Korruptionsbekämpfung untersucht werde.

Ermittlungen gegen pensionierten Polizisten

Golob betont, dass die Entscheidung über die Frühpensionierung nicht bei der Beamtin alleine gelegen sei. Diese sei nur Ausführende und habe das zu administrieren, was Sachverständige und Oberbehörden entscheiden, sagt der Polizeisprecher. So muss etwa der Wiener Polizeipräsident derartige Pensionierungen absegnen. Allerdings war der Beamte, der letztlich etwa wegen Wirbelsäulenproblemen in Frühpension versetzt wurde, in seiner Freizeit höchst aktiv: Als Kampfsporttrainer, wie der "Falter" schreibt. Dass der Polizist körperlich durchaus fit war, soll auch aus den sehr privaten Mails an die Amtsdirektorin hervorgegangen sein, hört man aus Polizeikreisen. Mittlerweile wurde der Mann allerdings entlassen und erhält keine Beamtenpension mehr. Gegen ihn laufen nun andere Ermittlungen: Er steht im Verdacht, eine Frau, die er im Kampfsport unterrichtet hatte, vergewaltigt zu haben.

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