Spindelegger: 2013 "das Jahr der ÖVP"
ÖVP-Chef Michael Spindelegger steht unter Druck: Korruptionsaffären belasten seine Partei und Frank Stronach und Matthias Strolz wollen im bürgerlichen Lager fischen. Knapp an einem parteiinternen Putsch vorbeigeschrammt kämpft Spindelegger denn auch gegen sein Image als "Braver" an und sieht 2013 als "das Jahr der ÖVP".
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 4.9.2012
Führungsqualität und Personalrochaden
Image, Charakter, Persönlichkeit – Armin Wolf geht es zunächst um die Person Michael Spindelegger. Während Spindelegger in Umfragen gute Werte bei Kompetenz und Intelligenz hat, sind seine Werte bei Durchsetzungsfähigkeit schlecht, besonders Charisma wird ihm selten attestiert. Treffend charakterisiert sieht sich Spindelegger da nicht und sagt: "Ich glaube, dass es nicht ganz dem entspricht, was ich bin. Ich sage Ihnen: Wenn ein Problem auf mich zukommt, reagiere ich eben anders als andere – ich bin derjenige, der ganz langweilig und fad sein Hirn einschaltet."
Das Interesse an den Führungsqualitäten von Michael Spindelegger wurde vergangene Woche geweckt. Da wurde spekuliert, wer die außer Rand und Band geratene ÖVP samt Spekulationen über den Abtausch der Finanzministerin überhaupt noch führt. "Ich habe eine Regierungsumbildung machen müssen und ich habe mir das gut überlegt, weil es einen Vorschlag gab, jetzt diese Chance zu nützen, noch einmal einen Wechsel zu vollziehen, dass ich ins Finanzressort gehe. Ich habe das gut durchüberlegt, habe auch mit einigen darüber gesprochen, das stimmt, und habe mich entschieden, das nicht zu tun. Das ist endgültig entschieden", erklärt Spindelegger.
Spindelegger: "Gymnasium bleibt"
2013 – verspricht Spindelegger – wird: "Das Jahr der ÖVP". Mit ihm als Spitzenkandidaten. Und mit Themen, auf die sich ÖVP-Wähler verlassen können. Da wäre zum Beispiel das ewige Streitthema mit der SPÖ, die Gesamtschule. Hier garantiert Spindelegger: "Das Gymnasium bleibt bestehen. Denn wenn ich einmal die Unterstufe abschaffe, dann ist die Frage, ob eine Oberstufe überhaupt noch Sinn macht. Dann kann ich genauso die ganzen berufsbildenden Schulen aufwerten. Das Gymnasium bleibt."
Ziele für die Wahl und danach
Präferenzen für einen möglichen Koalitionspartner nach der Wahl lässt Spindelegger nicht durchblicken und sagt: "Ich schließe nicht aus, dass nach einer Wahl mit jeder anderen demokratischen Partei ein Programm gefunden wird, wo wir gemeinsam für Österreich etwas machen." Eine Volksabstimmung über den Euro-Austritt, wie sie FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zur Bedingung macht, gebe es mit Spindelegger "sicher nicht". Nach seinem Wahlziel gefragt antwortet Spindelegger, er wolle "mehr als das letzte Mal" erreichen. Ob die ÖVP bei Platz drei in Opposition gehen wird, lässt Spindelegger offen. "Ich mache diese Aussage ganz bewusst nicht, ich will nicht Dritter werden, ich möchte Erster werden", so Spindelegger.
Doch jetzt kommt einmal dieser Herbst. Und da geht es im Untersuchungsausschuss auch um die Inseratenaffäre des Bundeskanzlers. Falls es zu einer Anklage gegen den Bundeskanzler kommen sollte, glaube Spindelegger nicht, dass dieser im Amt bleiben solle. Bei der Benotung seiner Partei gibt Spindelegger der ÖVP die Schulnote eins bis zwei.