Animationsfilm "Chico und Rita"

Der kubanische Jazz wurde durch Wim Wenders "Buena Vista Social Club" weltweit bekannt gemacht. In einem Animationsfilm wird diese Musiktradition jetzt farbenfroh und schwelgerisch gefeiert. "Chico und Rita" erzählt die Liebesgeschichte zwischen einem kubanischen Pianisten und einer Sängerin von den 50er Jahren bis hinauf in die Gegenwart.

Die spanische Produktion wurde nicht nur mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet, sondern letztes Jahr auch für den Oscar nominiert.

Kuba in den 1940ern

Chico und Rita lernen sich Ende der 1940er Jahre in Havannas legendärem Nachtclub, dem Tropicana kennen. Kuba ist damals, mehr als zehn Jahre vor der Revolution, Partymeile für reiche Amerikaner; für Musiker gibt es zahlreiche Auftrittsmöglichkeiten und der enge Kontakt mit dem amerikanischen Jazz führt zu ständig neuen und spannenden musikalischen Experimenten. Regisseur Fernando Trueba: "Als wir das Drehbuch geschrieben haben, haben wir auf die Lebensgeschichten und Anekdoten zahlreicher kubanischer Musiker zurückgegriffen. Es sind also viele reale Personen, die hinter Chico und Rita stecken."

Im Ligne-Claire-Stil gezeichnet

Die beiden Hauptfiguren Chico und Rita brausen auf einer Beiwagenmaschine durchs nächtliche Havanna mit den spanischen Kolonialbauten, den glitzernden Straßenkreuzern und den palmenbestandenen Boulevards, alles in satten Farben und mit aufwendigen Lichtspielen zeichnerisch in Szene gesetzt.

Der künstlerische Leiter des Films Javier Mariscal hat bereits Olympia- und Expo-Maskottchen entworfen. Er zeichnet im Ligne-Claire-Stil, mit deutlichen Konturen und einfarbigen Flächen, weitgehend ohne Farbverläufe und Schraffuren und obwohl er deshalb bei seinen Figuren auf allzu große Detailtreue verzichtet, wirken die in ihren Bewegungen ganz lebensecht. Das liegt daran, so Tono Errando, die Nummer Drei dieses Regisseurstrios, dass der Film im Vorfeld mit echten Schauspielern abgedreht wurde und die Zeichner dieses Material zur Verfügung hatten: "Damit konnten wir diese ganz spezielle kubanische Körpersprache in unseren Film einbringen. Die unterscheidet sich nämlich stark von der Körpersprache in anderen Teilen Lateinamerikas. Für die Zeichner waren diese Aufnahmen natürlich ein perfektes Ausgangsmaterial. Sie dienten aber nicht nur zur Inspiration, sondern halfen auch bei der Entwicklung der einzelnen Charaktere. Damit hatten sie ganz präzise Vorlagen."

Heiße Liebesgeschichte

Wie schon erwähnt, gibt es gleich drei Regisseure, die für den Film verantwortlich zeichnen, und Tono Errando erklärt, wie die Zusammenarbeit zwischen ihnen funktioniert hat: "Fernando war verantwortlich für die Kamerabewegungen, die Musik und die Erzählung, für genau dieselben Dinge also wie in einem gewöhnlichen Spielfilm. Mariscal hat sich um die gesamte zeichnerische Umsetzung gekümmert. Und ich war derjenige, der versucht hat, ihre Träume wahr werden zu lassen."

Chico und Rita erleben eine heißblütige Liebesgeschichte, voller Leidenschaft, aber auch voller Enttäuschungen und Eifersuchtsszenen: Auf unterschiedlichen Wegen gelangen Chico und Rita in den großen Sehnsuchtsort New York. Rita hat einen einflussreichen Förderer gefunden, der sie nicht nur als Musikerin groß herausbringt, sondern sie auch zum Leinwandstar macht, Chico hingegen schlägt sich als kleiner Barpianist durch.

Animation und Musik ineinanderfließend

Für die Filmmusik war mit Bebo Valdez eine der Ikonen des kubanischen Jazz verantwortlich. Der mittlerweile 93-Jährige hat mit dieser Arbeit seine musikalische Karriere beendet und mit "Chico und Rita" damit eine Art Testament abgeliefert, meint Fernando Trueba stolz.

Es ist faszinierend, wie in "Chico und Rita" Animation und Musik zueinander finden. Und wenn die gezeichneten Finger den gezeichneten Klaviertasten gefühlvolle Akkordfolgen entlocken, fragt man sich ein ums andere Mal, ob hier nicht der Zeichner komponiert und der Musiker gemalt hat.

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Chico und Rita