Syrisches Flüchtlingsdrama

Bei einem schweren Bootsunglück vor der türkischen Mittelmeerküste sind heute mindestens 58 Flüchtlinge ums Leben gekommen. Das Fischerboot, das vor allem Syrer und Iraker an Bord hatte, ist südlich von Izmir auf einen Felsen aufgelaufen und gesunken.

Abendjournal, 6.9.2012

Viele könnten am Leben sein

Das Fischerboot hatte über 100 Menschen an Bord und steuerte Richtung Griechenland. Von dort aus sollten die Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien nach England gebracht werden. Viele der 60 Ertrunkenen könnten noch am Leben sein, wären sie nicht im unteren Teil des Schiffes eingesperrt gewesen. Als das Boot 50 Meter vor der Küste auf Grund lief und kenterte, brachte sich der Kapitän in Sicherheit und machte falsche Angaben: Er habe 60 Touristen an Bord, behauptete der Kapitän. Von den übrigen 40 Menschen im Rumpf des Schiffes sagte er nichts. Sie fand man dann bereits tot. 29 Kinder sind ertrunken und zwei Babys. Ein Teil der auf dem Deck befindlichen Passagiere konnte sich Schwimmend retten oder wurde von Rettungsmannschaften aus dem Wasser gefischt.

Türkei beliebt bei Menschenschmugglern

Der Kapitän und sein Begleiter werden zurzeit verhört. Das etwa 15 Meter lange Fischerboot wurde in Istanbul angemietet. Seit Jahren ist die Türkei ein bevorzugtes Durchgangsland für Menschenschmuggler aus dem Nahen Osten. Etwa 10.000 Euro kostet der Weg nach Europa. Immer wieder kommt es auch zu Unfällen, wenn auch nicht mit so schlimmen Folgen wie heute.

Doch so schockierend die Bilder von den gestrandeten Flüchtlingen auch sind – die türkische Öffentlichkeit wird heute von einer anderen Katastrophe in Bann gehalten: Bei der Explosion eines Munitionslagers wurden gestern 25 türkische Soldaten getötet. Momentan wird eher von einem Unfall ausgegangen als von einem Terroranschlag. Die Explosion der Handgranaten war so heftig, dass es nur mithilfe von DNA-Proben möglich ist, die Toten zu identifizieren.