Libyen: USA beschuldigen Al-Kaida

Die USA reagieren auf den Überfall in Libyen auf das US-Konsulat in Bengasi, wo der Botschafter der USA und drei seiner Landsleute ums Leben gekommen sind. Aus Sicht der Amerikaner war es nicht spontaner Volkszorn wegen eines den Islam verhöhnenden Films im Internet, sondern eine gezielte Terroraktion von Al-Kaida-Gruppierungen just am elften September - ein, wie in Washington gesagt wird, gut durchdachtes, koordiniertes Ereignis. Nicht zuletzt unter dem Druck des Wahlkampfs in den USA will Präsident Barack Obama ein Anti-Terrorteam nach Libyen entsenden

Morgenjournal, 13.9.2012

Mehr als Volkszorn

Hinter den Angriffen auf US-Einrichtungen stecke mehr als der Volkszorn wegen eines Anti-Islamischen Films, sagt Karim Mesalim vom US-Thinktank The Atlantic Council in Washington gegenüber der BBC. Das Problem: Die Armee Libyens sei von radikalen Islamisten unterwandert: „Auf der einen Seite sind die Sicherheitskräfte stark von Salafisten und anderen Radikalen unterwandert - auch von früheren Gaddafi-Anhängern. Auf der anderen Seite war das gestern eine koordinierte Aktion von Djihadisten und auch der Al Kaida“.

Al-Kaida Aktion

Das sagt mittlerweile auch der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US Abgeordnetenhaus, Mike Rogers, gestern in einem Fernsehinterview. Dass nämlich die Al-Kaida ihre Finger im Spiel gehabt haben könnte. Dafür spricht erstens die zeitliche Nähe zum 11. September und dann auch die Wucht des Angriffs. Es sei eigentlich nicht denkbar, dass es ausschließlich aufgebrachte Menschen gewesen sind die das Botschaftsgelände gestürmt hätten. Vor allem auch, wenn man sieht, mit welch schweren Waffen hier gekämpft worden ist.

Es sei allerdings nicht unbedingt die Stärke der Islamisten als vielmehr die Schwäche der Sicherheitskräfte, so Karim Mesalim: „Mehr als die Stärke der Islamisten zählt die Schwäche jener, die gegen die Terroristen kämpfen sollen. Also Polizei und Militär. Deshalb ist es wichtig, dass die internationale Gemeinschaft aufwacht und versteht, dass es wichtig ist, die libysche Regierung zu unterstützen“.

USA schicken Kriegsschiffe

Die USA haben in der Nacht zwei Kriegsschiffe an die Küste Libyens geschickt. Die beiden Zerstörer sowie ein 50-köpfiges Marineteam würden als "Präventivmaßnahme" entsendet, sagte ein US-Regierungsvertreter. Außerdem hat die US-Armee eine Anti-Terror-Einheit nach Libyen verlegt.