Griffen - Auf den Spuren von Peter Handke
Wenn man auf der Süd-Autobahn fährt, dann lässt sich die Burgruine Griffen kaum übersehen. Griffen, das ist auch der Geburtsort des Schriftstellers Peter Handke, der ja seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Nähe von Paris wohnt. Doch immer wieder kehrt er auch nach Griffen zurück, wie man im Dokumentarfilm "Griffen - Auf den Spuren von Peter Handke" erfährt.
8. April 2017, 21:58
Der Kärntner Regisseur Bernd Liepold-Mosser hat damit eine etwas andere Art von Stadtporträt entworfen. Der 1968 ebenfalls in Griffen geborene Regisseur hat letztes Jahr unter anderem das Stück "Amerika" im Stadttheater Klagenfurt inszeniert. Der Film "Griffen - Auf den Spuren von Peter Handke" ist ab Freitag in den heimischen Kinos zu sehen.
Kulturjournal, 12.9.2012
Ein Einzelgänger und Außenseiter sei er gewesen, schon in seiner Kindheit, der wohl berühmteste Sohn der Kärntner Gemeinde Griffen. Man erinnere sich zwar noch an ihn, aber Genaueres: Fehlanzeige. Doch dann bohrt der Kärntner Regisseur Bernd Liepold-Mosser ein wenig nach, und das Bild, das sich aus diesen Erinnerungen ergibt, ist zwiespältig.
Regisseur Bernd Liepold-Mosser fragt bei der örtlichen Bevölkerung nach, arbeitet vor allem die zentralen Reibeflächen des Dichters zu seinem Heimatort heraus - einerseits die auch für Griffen wenig schmeichelhafte literarische Verarbeitung des Selbstmordes der Mutter im Buch "Wunschloses Unglück", andererseits, so Regisseur Liepold Mosser, Handkes "Hinwendung zum Slowenischen", zu den Wurzeln.
Gelassenes Verhältnis
Einige der Interviewten sind im Dilemma, hin- und hergerissen zwischen Stolz und Ehrfurcht gegenüber der Berühmtheit, andererseits aber mit deutlichen Vorbehalten, eine grundsätzliche Mentalitätssache der Griffener.
Bernd Liepold-Mosser ist 1968 selbst in Griffen geboren, hatte also einen gewissen Heimvorteil, etwa bei der Herstellung von Vertrauen zur hiesigen Bevölkerung, auch zu Peter Handkes Halbbruder, der ein erfrischend gelassenes Verhältnis zu seinem bekannten Bruder pflegt und damit vor allem die nur allzu menschlichen Seiten des Dichters schildert, etwa beim gemeinsamen Jausnen oder Schnapsen, oder was seine eigenen Lektüregewohnheiten anbelangt.
Neben alltagssoziologischen Betrachtungen, stellt sich immer wieder unfreiwilliger Humor ein, etwa wenn man in der örtlichen Schulbibliothek ausgerechnet die Bücher von Handke nicht findet, oder einer von Handkes Kritikern einem literarischen Missverständnis aufsitzt.
Handke-Film ohne Handke
Peter Handke selbst kommt im Film übrigens nicht vor, war auch nicht weiter in das Projekt eingebunden, aber immerhin informiert. Den fertigen Film hat Handke übrigens gesehen, ihn aber in einem "wie Bernd Liepold-Mosser betont, freundlichen Brief" durchaus kritisch betrachtet, nicht zuletzt, weil der Film einigen von Handkes früheren Gegenspielern zu viel Raum gäbe.
Ironisch wirkt es dann auch, wenn die Ruine Griffen in vielen Bildern des Films prominent über dem Geschehen thront, so wie eine in sich abgeschlossene Welt, die dann doch langsam, aber sicher zerbricht.