Porträt Vladimir Jurowski

Der in Moskau geborene Dirigent Vladimir Jurowski steht heute Abend im Theater an der Wien zum ersten Mal am Pult der Wiener Philharmoniker. Vladimir Jurowski entstammt einer, nicht nur in Russland, sehr bekannten Musikerfamilie. Der Großvater war Komponist, der Vater Dirigent und als solcher, ständiger Gastdirigent an der Komischen Oper in Berlin.

Kulturjournal, 12.9.2012

Künstlerische Besessenheit

Natürlich war ihm die musische Begabung in die Wiege gelegt worden, aber der Wunsch professioneller Dirigent zu werden, kam erst mit 17,18 Jahren. Die Entscheidung des jungen Vladimir fiel durch die Musik von Mahler und Schostakowitsch - der könne man sich nicht entziehen, sagt er - die löste etwas in ihm aus, das er heute künstlerische Besessenheit nennt. War vorher der Vater besorgt gewesen, bekam jetzt der Sohn Angst, verglichen zu werden, als Abklatsch des berühmten Vorbildes zu enden.

Trotz bestehender Repressalien seitens der politischen Führung hatte er sich einen Stammplatz im Moskauer Musikleben erarbeitet, war ab 1978 ständiger Gastdirigent an der Komischen Oper in Berlin und im weltpolitisch bedeutenden Jahr 1989 an der Dresdner Semperoper engagiert worden. Das hatte auch die Übersiedlung der Familie nach Deutschland bedeutet - eine Entscheidung, über die Vladimir zunächst nicht glücklich gewesen war.

Ein ziemlich dichter Lebenslauf

Vladimir Jurowski ging zuerst ganz bewusst, später eher zufällig, ganz andere Wege als der Vater. Er setzte seine Ausbildung an den Musikhochschulen von Dresden und Berlin fort und gab 1995 sein internationales Debüt mit Rimski-Korsakows "Mainacht" beim Wexford Festival, dem sich noch im gleichen Jahr ein erster Auftritt mit Verdis "Nabucco" am Londoner Royal Opera House anschloss. Er wurde Erster Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin, später Musikdirektor des Glyndebourne Festivals, dem er nun seit zehn Jahren vorsteht. Seine enge Verbindung zum London Philharmonic Orchestra, das ihn 2003 schon zum Principal Guest Conductor ernannt hatte, mündete 2007 in die Übernahme der leitenden Position.

Ein ziemlich dichter Lebenslauf für einen jungen Dirigenten. Vladimir Jurowski war im Laufe der letzten Jahre an Bühnen wie der Metropolitan Opera, der Opéra national de Paris und der Mailänder Scala zu Gast. Er dirigierte unter anderem die Berliner Philharmoniker, das Königliche Concertgebouw Orchester Amsterdam, die St. Petersburger Philharmoniker und nun auch die Wiener Philharmoniker. Es gab Pläne, dass Jurowski auch an der Staatsoper einige Repertoirevorstellungen leiten hätte sollen, aber das Repertoire war ihm nicht ausgefallen genug und ohne Proben wollte er sich nicht zum ersten Mal präsentieren.

Auf dem Programm der Konzerte mit den Wiener Philharmonikern, nach dem Theater an der Wien, steht auch noch eines beim Lucerne Festival an.

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