Sozialerhebung: Studium mit Hürden

Wie die Statistik der "Sozialerhebung Studierender" zeigt, gibt es in Österreich nach wie vor soziale Trennlinien. Mit dem Slogan "Bildung für alle" ist es nicht weit her, Studiengebühren erhöhen die Schwelle zur Bildung. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) präsentierte die aktuellen Zahlen.

Mittagsjournal, 14.9.2012

Im Vergleich zu Staaten, in denen Eltern ihre Existenz aufs Spiel setzen, damit ihre Kinder studieren können, steht die österreichische Bildungspolitik zumindest aus sozialpolitischer Sicht noch recht gut da - aber die Statistik zeigt, dass es nach wie vor soziale Trennlinien gibt und mit dem Slogan „BILDUNG FÜR ALLE“ ist es nicht weit her, Studiengebühren erhöhen die Schwelle zur Bildung. Und viele Studenten, fast zwei Drittel, arbeiten während des Studiums, haben aber trotzdem immer weniger Geld zum Leben.

Das zeigt der aktuelle Bericht zur sozialen Lage der Studierenden, der alle zwei Jahre im Auftrag des Wissenschaftsministeriums vom Institut für Höhere Studien auf Basis einer Online-Umfrage erstellt wird.

Kritisch ab 26 Jahren

2006 gingen noch 58 Prozent der Studierenden während des Semesters einer Erwerbstätigkeit nach, 2011 waren es schon 63 Prozent. Gleichzeitig verdienen sie immer weniger. Damit setzt sich ein bekannter Trend fort.

Der Durchschnittsstudent hat derzeit monatlich 1.000 Euro zur Verfügung - aber eben nur der statistische Durchschnitt. Am untersten Ende der Skala sind die Studierenden zwischen 26 und 30 Jahren, die keine Kinderbeihilfe mehr beziehen, von den Eltern nicht mehr unterstützt werden und noch nicht voll verdienen, solche aus niedrigen sozialen Schichten, Alleinerzieher, Migranten, oder gesundheitlich beeinträchtigte.

272 Euro Stipendium

Stipendien beziehen nur 15 Prozent - das ist im internationalen Vergleich wenig, wird aber von der Studienbeihilfebehörde damit erklärt, dass nach der Abschaffung der Studienbeiträge weniger Anträge eingegangen wären.

Das Durchschnittsstipendium beträgt hierzulande gerade einmal 272 Euro im Monat - schockierend sagt Angelika Gruber vom Vorsitzteam der ÖH: das gehe sich zum Leben nicht aus.

Töchterle für Reform der Beihilfen

Auch für Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) liegt der Schlüssel für die sozialen Probleme in einer Reform des Beihilfensystems. Er habe ein neues Gesetz mit Studienbeiträgen und vielen sozialen Maßnahmen vorgelegt, der Koalitionspartner wolle dem aber nicht zustimmen.

Bis sich die Politik hier geeinigt hat, werden sich wohl noch mehr Studierende in einen Teufelskreis verstricken, wie ÖH-Vertreterin Angelika Gruber es nennt: die Beihilfe sei zu wenig, deshalb gehe man arbeiten, dadurch verzögere sich die Studiendauer, das sei ein Teufelskreis.