Kritik an Präimplantations-Diagnostik

Im Vorjahr sind in Österreich mehr als 2000 Kinder durch In-vitro-Fertilisation gezeugt wurden. Künftig soll es leichter werden, Behinderungen bei solchen Kindern von vornherein auszuschließen: Die Bioethikkommission will die Präimplantations-Diagnostik empfehlen. Kritik daran übt der ÖVP-Behindertensprecher Franz-Josef Huainigg.

Morgenjournal, 18.9.2012

"PID Rasterfahndung nach behindertem Leben"

Bisher ist die genetische Untersuchung von befruchteten Eizellen in Österreich verboten - - vor dem Einsetzen in den Mutterleib. Die Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt will dem Parlament nun aber empfehlen, sie zu erlauben. Die Rahmenbedingungen sollen am Freitag bekannt gegeben werden. Doch ÖVP-Behindertensprecher Franz-Josef Huainigg, er hat selbst eine schwere Behinderung, protestiert schon jetzt: "Die Präimplantationsdiagnostik ist eine Rasterfahndung nach behindertem und nicht-behindertem Leben, nach gesund und krank. Das ist eine Selektion, es gibt keine Therapie."

Huainigg befürchtet einen Dammbruch. Nach und nach könnten Eltern versuchen, sich ihr Wunschkind einsetzen zu lassen – ein Kind mit einer bestimmten Augenfarbe etwa oder ein Mädchen statt einem Buben, wie ein britisches Beispiel zeige. Und was Behinderungen betrifft – die würden zu Unrecht immer mit Leid und Elend in Zusammenhang gebracht, meint Huainigg: "Es gibt sehr viele behinderte Menschen, die ein glückliches, zufriedenes Leben haben. Lebensglück kann man einfach nicht durch das Mikroskop feststellen."

Bedenkliches schon erlaubt

Der ÖVP-Behindertensprecher will, dass der Nationalrat die Empfehlung der Bioethikkommission genau prüft und dass schließlich bei der Abstimmung über das Fortpflanzungsgesetz der Klubzwang aufgehoben wird und jeder Abgeordnete nach seinem Gewissen entscheiden kann. Huainigg kritisiert aber auch die schon bestehende Regelung, wonach Föten mit Behinderungen auch noch nach der 22. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt abgetrieben werden können. Huainigg sagt: "Der Arzt führt in das Herz des Babys eine Kaliumchloridspritze ein und tötet es. Und das ist wirklich unerträglich."

Nutzen der PID

Das sollte verboten werden, so der ÖVP-Behindertensprecher. Die Vorsitzende der Bioethikkommission Christiane Druml entgegnet, durch die geplanten genetischen Untersuchungen vor dem Einsetzen der befruchteten Eizellen, könne man doch Abtreibungen verhindern und auch die nicht ungefährliche Pränataldiagnostik im Mutterleib vermeiden. Sie könne zwar Argumente Huainiggs nachvollziehen, sagt Druml, aber man müsse es auch der persönlichen Entscheidung werdender Eltern überlassen, wie sie mit so schwierigen Fragen umgehen. Die Betreuung behinderter Kinder gehe an die Substanz, betroffene Mütter würden oft von den Vätern verlassen. Und der österreichische Staat gewährleiste derzeit keine Hilfe und Betreuung, die den Bedürfnissen von schwer-behinderten Kindern und ihren Müttern gerecht würde.