China: Massenproteste gegen Japan

In China reißen die landesweiten Proteste gegen Japan nicht ab. Zehntausende gingen wieder auf die Straßen. Viele japanische Geschäfte und Firmen hatten geschlossen, japanische Staatsbürger trauten sich um Teil nicht mehr ins Freie. Auslöser der tagelangen Proteste ist der Streit um eine Gruppe unbewohnter Inseln im ost-chinesischen Meer, die von beiden Ländern beansprucht wird.

Mittagsjournal, 18.9.2012

In China haben heute Zehntausende gegen Japan demonstriert. Ein Großaufgebot an Polizei sicherte die meist gut organisierten Protestzüge. Anlass der neuen Massenaufmärsche ist der heikle Jahrestag des "Mukden-Zwischenfalls" am 18. September 1931, den Japan als Vorwand für eine Invasion in Nordostchina genommen hatte.

Teils radikale Proteste gegen Japan

Die angeblich von Japan beleidigte chinesische Volksseele kocht über. Wieder versammeln sich Tausende vor der japanischen Botschaft in Peking. Japaner raus aus China, die Inseln im ost-chinesischen Meer gehören uns wird gerufen. Doch es geht auch heftiger: "Die japanischen Hunde gehören alle ausradiert" ist auf einem Plakat zu lesen. Viele japanische Geschäfte und Restaurants in Peking haben heute geschlossen. Oft hat man Restaurantschilder zugeklebt oder gleich geschrieben, die Besitzer seien Chinesen, um nicht zum Ziel des Massenzorns zu werden. Und der ist heute groß.

"Japan hat das Territorium meines Mutterlands verletzt. Das kann nicht hingenommen werden", erzählt uns ein junger Mann und fährt fort: "Wir respektieren und unterstützen unsere Regierung gegen Japan. Die Diaoyu-Inseln gehören uns. Seit hunderten Jahren. Wir haben historische Beweise. Die Japaner sollen abhauen, sie haben keinen Anspruch auf die Inseln."

Gefährliche Strategie Chinas

Ein Großaufgebot der Polizei ist vor Ort, die genaue Marschroute ist festgelegt. Wir sehen Organisatoren, die neben den Polizisten stehen und die Demonstranten herumdirigieren. Wenig hier ist Zufall. Angeblich haben chinesische Firmen Mitarbeiter auch zum Marsch vor die japanische Botschaft vergattert. Es gibt kaum Zweifel: die Kundgebungen sind von ganz oben erwünscht oder werden zumindest geduldet. Schließlich sind sie ein Ventil für die Bevölkerung um Dampf abzulassen, um Frust loszuwerden. Eine gefährliche Strategie sagt der regimekritische Historiker Zhang Lifan im ORF-Interview: "Werden Demonstrationen bei uns zugelassen, dann geht es sehr schnell, dass Slogans gegen die Regierung gerufen werden. In den vergangenen zwei Tagen haben wir vor allem in südchinesischen Städten gesehen, dass plötzlich auch die Polizei und Einrichtungen der Lokalregierung angegriffen wurden. Bekommen die Leute erst einmal die Möglichkeit ihren Frust loszuwerden, dann können Proteste schnell außer Kontrolle geraten."

US-Verteidigungsminister Panetta, der nach Japan derzeit auch China besucht hat heute in Peking erneut beide Länder zu Zurückhaltung aufgerufen. Allerdings soll sich eine chinesische Fischerflotte mit gut 1000 Booten in Richtung der umstrittenen Inseln bewegen was den Streit nur weiter anheizen könnte.