US-Wahlkampf kommt in heiße Phase

Acht der 50 US-Bundesstaaten sind in diesem Präsidentschaftswahlkampf wirklich umkämpft. Genau dort treten Barack Obama und seinen Herausforderer Mitt Romney verstärkt in den letzten Wochen auf. Eine Analyse aus Washington.

Mittagsjournal, 20.9.2012

Aus den USA,

Was haben 42 der 50 US-Bundesstaaten gemeinsam? Präsident Barack Obama ist dort im Zuge des amerikanischen Wahlkampfs heuer noch nie öffentlich aufgetreten. Was auf den ersten Blick wie eine Vernachlässigung der großen Mehrheit der Wähler aussieht, macht aus Sicht des Kandidaten aber Sinn: Das US-Wahlsystem bringt mit sich, dass nur noch wenige, nämlich acht der 50 Bundesstaaten, wirklich umkämpft sind. Und in genau jenen Teilen des Landes kann man Barack Obama und seinen Herausforderer Mitt Romney Woche für Woche antreffen. Der Rest des Landes hat da weniger Glück.

Umkämpfte Bundesstaaten

115 Wahlkampfeinsätze hat Barack Obama abgehalten, seit er am 4. April dieses Jahres seine erneute Kandidatur zum Präsidenten der USA bekanntgegeben hat. Rund 50 davon, also weniger als die Hälfte, waren öffentlich. Alle anderen waren geschlossene Gesellschaften, meistens handelte es sich um Spendensammelaktionen, sogenannte Fundraisers. 115 Veranstaltungen also, aber in 42 der 50 US-Bundesstaaten hatten die gewöhnlichen Wähler – also jene, die kein Geld ausgeben wollen, um ihren gewählten Präsidenten sprechen zu hören, - noch keine Gelegenheit, eine Veranstaltung von Barack Obama zu besuchen. Öffentlich und somit für die Besucher gratis aufgetreten ist Obama in all der Zeit erst in acht Bundesstaaten.

Es ist kein Zufall, dass es sich um genau jene acht Bundesstaaten handelt, in denen noch nicht klar ist, ob die Wählerstimmen dort ihm, Barack Obama, oder seinem republikanischen Gegner Mitt Romney zufallen werden. Und das sind die acht sogenannten Battleground States: New Hampshire, Ohio, Iowa, Florida, Pennsylvania, Virginia, Nevada und Colorado. Nur wer dort beheimatet ist kam bisher, in vollen sechs Monaten Kampagne, in den Genuss, den Präsidenten gratis sprechen zu hören. In den anderen Bundesstaaten heißt es zahlen, und selbst das reicht nicht immer: 20 der 50 Bundesstaaten hat Obama gleich noch gar nicht besucht. Dort hilft dem persönlich interessierten Wähler also auch kein Geld.

Wählerpotential: 20 Prozent

Die Logik hinter Obamas Reiseplan – und der von Mitt Romney weicht nur in Nuance vom dem des Präsidenten ab - ist einleuchtend: In 42 von 50 Bundesstaaten ist das Rennen gelaufen, zu groß sind der eigene Vorsprung oder der eigene Rückstand. Warum dort also dort Zeit und Geld investieren, wenn es doch acht Ländereien gibt, in denen die heißbegehrten Stimmen der Wahlmänner noch zu haben sind. Im Wahlsystem in den USA zählen nicht die Gesamtstimmen , die für einen Kandidaten abgegeben wurden, sondern, sondern die Anzahl der Wahlmänner, die dieser für sich gewinnen kann. Jeder Bundesstaat hat eine gewisse Anzahl davon, die bervölkerungsreichen mehr, die kleineren weniger. Der Sieger des einzelnen Bundesstaates, egal ob er mit einer oder mit einer Million Stimmen Vorsprung gewinnt – bekommt ALLE Wahlmänner des Staates. Barack Obama hat also überhaupt nichts davon, in Kalifornien – eine Bank für den Präsidenten - noch hunderttausende Wähler überzeugen zu wollen. Die dortigen Wahlmänner gehören jetzt schon ihm, und das gleiche gilt für Mitt Romney, etwa in Texas oder Utah. Das sind Bänke für den Republikaner.

Zusammengerechnet haben die acht Battleground States rund 64 Millionen Einwohner, das entspricht rund 20 Prozent der US-Bevölkerung. Das Wahlsystem bringt aber mit sich, dass diese Staaten, eben weil sie noch nicht entschieden sind, fast 100 Prozent der Aufmerksamkeit durch die Kandidaten bekommen. Das führt zu wundersamen Gewichtungen: Iowa, ein Bundesstaat mit gezählten 3 Millionen Einwohnern, durfte sich schon über öffentliche 12 Auftritte des Präsidenten freuen. Kalifornien, mit seinen 37 Millionen Bürgern, muss hingegen noch ein bissel warten: Dorthin hat es Barack Obama noch nicht verschlagen. Ausser natürlich zum Spendensammeln hinter verschlossenen Türen.