"Wie beim ersten Mal"

Wie bringt man eine festgefahrene Ehe wieder in Schwung? Der US-amerikanische Film "Wie beim ersten Mal" sucht nach Antworten mit den Schauspielern Meryl Streep und Tommy Lee Jones. Am Freitag läuft "Wie beim ersten Mal" in Österreich an.

Morgenjournal, 25.9.2012

Längst schläft man in getrennten Zimmern, die Zärtlichkeit beschränkt sich auf den Abschiedskuss nach dem Frühstück, die Lieblosigkeit ist also fast schon ein Einrichtungsgegenstand im Haus von Kay (Meryl Streep) und Arnold (Tommy Lee Jones) geworden. Auch zum Hochzeitstag herrscht nicht gerade die pure Romantik: Man schenkt sich ein Pay-TV-Abo und redet sich die Sache schön: "Ziemlich viele Sender!". Kurzum, die Ehe spielt sich nur mehr in eingeschliffenen Ritualen ab, doch das muss nicht so sein, findet Kay.

Wiedererkennungseffekt

Die Paartherapie erweist sich als Manövergebiet, in dem langsam aber sicher immer schwerere Geschütze aufgefahren werden. Wahnsinnig scharf wird dann aber nicht geschossen, doch selbst an der Oberfläche diverser Abnutzungserscheinungen dieser Ehe lassen sich lebensechte Konflikte ausmachen. Das sei ein Film, in dem sich die Kinobesucher wiedererkennen könnten, so Hauptdarstellerin Meryl Streep.

Angriff ist die beste Verteidigung

Regisseur David Frankel legt die Geschlechterrollen auf traditionelle Muster fest: Einerseits die nach Romantik und Zuneigung dürstende Ehefrau, die durchaus bereit ist sich unterzuordnen, aber dafür auch ihren Preis einfordert, andererseits der alternde Macho, Sturschädel und emotionaler Eiskasten, dem die Therapie sichtlich Unbehagen bereitet und "der eigentlich Angst hat" meint Regisseur Frankel. Angriff ist die beste Verteidigung, nach diesem Motto spielt nicht nur der Therapeut, sondern auch der Regisseur seine Trümpfe aus, Mit dem - im als prüde geltenden Amerika - vorgetragenen Gestus einer Mutprobe wagt sich David Frankel in vermeintliche Tabuzonen vor: Gespräche über Sex stehen auf dem Stundenplan.

Zynischer Humor

Die Tragikomödie "Wie beim ersten Mal" nähert sich dem Thema Beziehungsmüdigkeit mit ernsten Absichten, die allerdings weitgehend politisch korrekt abgearbeitet werden, gebrochen einzig durch den zynischen Humor, wenn Darsteller Tommy Lee Jones den Grantler so richtig raushängen lässt. Ein Feelgood-Movie, bei dem man sich im Kino weiter keine Sorgen machen muss, wenn man sich zwischendurch mal nicht ganz so gut fühlt.