Olga Neuwirth: "American Lulu" in Berlin

8. April 2017, 21:58

Am Anfang ist alles noch Alban Berg. In den Akten eins und zwei von Alban Bergs Lulu hätte sie keine Note verändert, aus Respekt vor dem Komponisten, sagt Olga Neuwirth. Trotzdem ist vieles anders. Die Handlung wird die Vereinigten Staaten der fünfziger und sechziger Jahre verlegt, der Kampf der schwarzen Amerikaner um ihre Bürgerrechte wird zum Leitmotiv im Hintergrund. Der auf Frank Wedekind basierende Text wird in englischer Sprache gesungen, Olga Neuwirth findet das, wie sie meint, dem Grundgedanken ihrer Bearbeitung angemessen.

Der dritte Akt ist eine vollständige Neuschöpfung. Alban Berg hatte nur Skizzen hinterlassen, Friedrich Cerha schuf in den Siebziger Jahren eine erste Version zur Vollendung des Werks, jetzt hat Olga Neuwirth aufs Neue ausgeholt, Text und Musik für den dritten Akt stammen von ihr, und auch die neuen Wege, auf denen sie an die Leitfigur Lulu herangeht.

Lulu, das ist in der Berliner Welturaufführung die US- amerikanische Sängerin Marisol Montalvo, Olga Neuwirth hat ihr anstelle der Gräfin Geschwitz aus dem Original eine Bluessängerin zur Seite gestellt, ein Part, den Della Miles übernommen hat, die genau das, eine Blues- Star, auch im wirklichen Leben ist.

„American Lulu“ ist eine Auftragskomposition der Komischen Oper Berlin und der Opera Group in London, daher wird das Werk dieses Jahr in Berlin und im nächsten in London zu hören sein. Was Aufführungen in Österreich betrifft, so wird zurzeit noch sondiert.

Ganz gesichert ist im Übrigen auch die Berliner Uraufführung am Sonntag noch nicht. Wie die Zeitung „Die Welt“ berichtet, läuft ein Einspruch des amerikanischen Videokünstlers Stan Douglas, der behauptet, er hätte Olga Neuwirth die Idee für „American Lulu“ gegeben und sei später ausgebootet worden. Jetzt soll das Berliner Landgericht heute darüber entscheiden, ob diese Töne planmäßig am Sonntag erklingen dürfen.