Kultbuch verfilmt: "On the Road"
Jack Kerouacs Roman "On the road", auf Deutsch "Unterwegs", gilt als eines der zentralen Werke der Beat-Literatur. Das 1957 erschienene Buch propagierte ein Leben in Freiheit, probte die Loslösung von allen gesellschaftlichen Zwängen und wurde damit zur Bibel einer ganzen Generation. Jetzt kommt die Verfilmung des Kultromans als farbensattes Roadmovie in die heimischen Kinos.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 2.10.2012
Der junge Schriftsteller Sal Paradise versucht erfolglos zu einer unverwechselbaren Stimme zu finden. Da tritt der junge Dean Moriarty in sein Leben und reißt ihn mit seinem ungestümen Tatendrang mit. Gemeinsam brechen sie auf eine Reise Richtung Westen auf, wo sie jenseits aller gesellschaftlichen Schranken sich selbst finden wollen.
Urversion in drei Wochen geschrieben
Jack Kerouac soll eine Urversion seines Buches 1951 in einer dreiwöchigen Kraftanstrengung auf eine 36 Meter lange Papierbahn getippt haben. Regisseur Walter Salles. "Wir hielten uns an diese ursprüngliche Version, die man auch unter dem Namen "Schriftrolle" kennt. Es hat dann aber sieben Jahre gedauert bis Kerouac einen Verleger gefunden hat und in dieser Zeit wurde das Manuskript immer wieder umgeschrieben. Diese Veränderungen waren aber wahrscheinlich gar nicht von ihm gewollt. Deshalb haben wir uns auch an diese Urfassung gehalten."
Das Buch fiktionalisiert die damaligen Ereignisse, die zentralen Gestalten der Beat-Bewegung, neben Jack Kerouac, waren das Allen Ginsberg, William Burroughs und Neal Cassady, lassen sich aber leicht wiedererkennen.
Regisseur Walter Salles hat in der Vorbereitung eine Dokumentation gedreht und Zeitzeugen befragt, um sich den damaligen Ereignissen anzunähern. Im Film verwendet er immer wieder Originalzitate aus dem Buch.
Lange Vorlaufszeit
Schon Jack Kerouac wollte seinen Roman verfilmen. Er schrieb sogar an Marlon Brando und bot ihm die Rolle des wilden Dean Moriarty an, er selbst wollte den Ich-Erzähler spielen. Das Projekt kam aber nicht zustande. Später sicherte sich Regiegröße Francis Ford Coppola die Rechte für "On the road", es vergingen allerdings Jahrzehnte bis eine stimmige Drehbuchfassung auf dem Tisch lag und mit dem Brasilianer Walter Salles der geeignete Regisseur gefunden war.
Salles überzeugte Coppola mit seinem Road-Movie "The Motorcycle Diaries" über eine Reise des jungen Che Guevara. Auch jetzt ging es wieder darum, die damalige Zeit atmosphärisch wiederauferstehen zu lassen. Walter Salles: "Wir stützten uns auf Bilder des französischen Fotografen Brassai aus den Jahren 1948 und 1949. Als der damals in New York ankam, machte er seine ersten Farbaufnahmen und an deren Farbigkeit haben wir uns im Film gehalten."
Etwas zu brav
Walter Salles zeigt in seiner Verfilmung von "On the road" auch die Schattenseiten und Abgründe seiner Figuren. Die Schauspieler sind dabei rundherum gut und die Bilder atmosphärisch. Das Problem ist nur, dass Kerouacs Buch, das vor Gegenwart nur so strotzt, als melancholische Erinnerung inszeniert wird.
Die ungestüme Energie der literarischen Vorlage überträgt sich deshalb nicht auf die Kinoleinwand. Und so verhält sich der Film zum Buch, wie ein brav eingespieltes Studioalbum zu einem energiegeladenen Live-Konzert.