Syrische Opposition fürchtet Horrorszenario
Wem nützt eine Ausweitung des Konflikts auf die Region: dem Regime oder der Opposition? Für Michel Kilo, einen der führenden syrischen Oppositionspolitiker, der eine säkularer Linie innerhalb der Opposition vertritt, ist eine Ausweitung des Konflikts ein Horrorszenario: Ein Regionalkrieg würde eine Demokratisierung Syriens für lange Zeit verzögern und das Chaos im Land nur verlängern.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 5.10.2012
Ausweitung in Absicht des Regimes?
Die Ausweitung des Konflikts sei eine große Gefahr, sagt Michel Kilo. Auf diese Gefahr habe er aber immer hingewiesen, seit das Assad-Regime militärisch gegen die Oppositionsbewegung vorgeht. Er könne nicht ausschließen, dass es das syrische Regime auf eine regionale Ausweitung des Konflikts anlegt. "Vielleicht ist die Absicht, die Krise so zu komplizieren, dass sie am Ende die Welt zwingen irgendetwas zu tun, damit sie gerettet werden."
Dass auch der syrischen Opposition eine Ausweitung des Konflikts gelegen kommen könnte, weil damit der Westen bzw. die NATO gezwungen wäre, doch im Syrien-Konflikt zu intervenieren, verneint Michel Kilo. Es gebe zwar Kräfte innerhalb der Opposition, die einen Militärschlag gegen das Regime fordern, aber niemand wolle einen Regionalkrieg. Die Demokratische Opposition, der Michel Kilo auch angehört, lehne überhaupt Einmischung von außen ab. Das Problem sei auch so schon kompliziert genug.
Assad muss weg
Die syrische Opposition ist stark zersplittert - aber was sie eint, ist die Überzeugung, dass Baschar al-Assad weg muss. "Das ist der Kernpunkt dieser ganzen Krise", so Kilo. Al-Assad sei als Modernisierer gekommen und überrasche nun als so harter, aggressiver, blutrünstiger Mann. "Er kann keine Rolle in der Zukunft Syriens spielen, er ist nicht akzeptiert. Wenn Baschar al-Assad nicht mehr da ist, wird sich die Krise schnell lösen."
Konflikt nähert sich dem Ende
Er sei auch überzeugt, dass die Syrer es "ohne weiteres" alleine schaffen, Assad zum Abgang zu zwingen. Die Protestbewegung sei so groß, da habe er keinen Zweifel. Zumal es innerhalb der regulären Armee von Assad es schon immer mehr Ermüdungserscheinungen gebe, erklärt Michel Kilo. Wie lange die Kämpfe in Syrien noch andauern, könne er nicht sagen. Er persönlich glaube aber, dass man sich im letzten Drittel des Konfliktes befinde.
Der syrische Oppositionspolitiker Michel Kilo wird heute Abend im Österreichisch-arababischen Kulturzentrum einen Vortrag halten.
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