IWF warnt vor Kreditklemme
Diese Woche ist der Europäische Rettungsschirm in Kraft getreten, was in Europa als großer Schritt zur Bekämpfung der Schuldenkrise gewertet wird. Dem Internationalen Währungsfonds IWF ist das zu wenig, die Regierungen handeln zu langsam, so die Kritik. Der IWF kritisiert auch den geplanten Anleihenkauf durch die EZB und warnt vor einer Kreditklemme.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 10.10.2012
Risiko unbegrenzter Staatsanleihenkäufe
Eigentlich unterstützt der Internationale Währungsfonds die unbegrenzten Staatsanleihenkäufe von Krisenstaaten durch die Europäische Zentralbank. Doch vor seiner Jahrestagung in Tokio warnte der Fonds vor "bedeutenden Risiken" dieser geldpolitischen Stützungsmaßnahme. Die verlangten Sparanstrengungen in den Staaten, deren Anleihen die EZB kaufen würde, könnten das Wachstum drücken und die Steuereinnahmen verringern. Am Ende stünden die Krisenländer immer noch mit einer untragbaren Schuldenlast da. Trotz aller Rettungsanstrengungen drohe im Euro-Währungsraum zudem eine Kreditklemme, warnte José Viñals, der Direktor der Kapitalmarktabteilung des IWF: "Falls der Marktdruck auf das Finanzsystem andauert, könnten die Bilanzen der großen europäischen Banken im schlimmsten Fall um bis zu 4.500 Milliarden Euro schrumpfen. Das würde die Kreditversorgung in den Randstaaten der Europäischen Union um bis zu 18 Prozent verringern, was eine ziemlich bedeutende Größenordnung wäre."
Weniger Wachstum
Eine solche Kreditklemme in Ländern wie Italien oder Spanien würde das Wachstum in Europa drastisch belasten. Die Kernstaaten der Währungsunion wie Deutschland und Frankreich würde dadurch um 1,5 Prozentpunkte weniger wachsen. Die Randländer würden vier Prozentpunkte an Wachstum verlieren. Nach Einschätzung des IWF findet innerhalb der Währungsunion eine Kapitalflucht statt. Privates Auslandskapital in den Krisenstaaten wird durch staatliche Gelder und die Europäische Zentralbank ersetzt. Die Krisenstaaten schulden Banken und der öffentlichen Hand bereits 2.200 Milliarden Euro.
Unsichere Investoren
Ohne entschiedene Schritte der Regierungen werde die Unsicherheit der Investoren nicht abnehmen, meinte IWF-Kapitaldirektor Vinals. Das Signal der Europäischen Zentralbank, unbegrenzt Staatsanleihen der Krisenstaaten zu kaufen, hat nach Ansicht des IWF zwar die schlimmsten Ängste der Investoren besänftigt. Dadurch hätten sich die Zinsabstände zwischen den Krisenländern und den Kernstaaten verringert. Doch für Banken und Unternehmen seien die Zinsabstände nicht in gleichem Maß geschrumpft. Hierin sieht der Fonds eine anhaltende Gefahr für das Finanzsystem.