Pakistan: Taliban schießen auf 14-Jährige

Die Taliban haben in Pakistan ein 14-jähriges Mädchen niedergeschossen: Das Schulkind ist dort eine bekannte Kinderrechtsaktivistin und hat über den Taliban-Terror im Internet berichtet. Die Taliban bekannten sich zum Attentat mit der Erklärung, Malala Yousafzai sei ein westlich gesinntes Mädchen und gehöre dafür bestraft.

Mittagsjournal, 10.10.2012

"Unzüchtig gelebt"

Die Mädchen sind mit dem Minibus auf dem Weg von der Schule nach Hause, als zwei Männer den Wagen stoppen und Malala Yousufzai gezielt in den Kopf schießen. Sie überlebt schwer verletzt. Die Attentäter entkommen. Die radikal-islamischen Taliban übernehmen die Verantwortung für den Anschlag. Malala habe unzüchtig gelebt, weil sie pro-westlich sei, sagt ein Taliban Sprecher. Der Schock ist heute groß in Pakistan. Präsident Zardarai verurteilt das Attentat, denn die 14-Jährige ist landesweit bekannt, weil sie sich dafür einsetzt, dass Mädchen zur Schule gehen. Das ist im Swat Tal nicht immer möglich gewesen.

Schreckensherrschaft im Swat-Tal

Bis zum Jahr 2009 ist das Swat Tal, das nur 150 Kilometer von der Hauptstadt Islamabad entfernt liegt, in der Hand der Taliban, sagt Hauke Friedrichs von der Wochenzeitung Die Zeit. "Musik wurde verboten, die Männer mussten Bärte tragen, es fanden ständig Hinrichtungen statt. Leute, die in Verdacht standen mit dem Westen oder der pakistanischen Regierung zu kooperieren, wurden an Laternenpfählen aufgehängt."

Malala Yousufzai ist damals neun Jahre alt und darf plötzlich nicht mehr zu Schule gehen, weil sie ein Mädchen ist. Sie beginnt sich für den britischen Sender BBC ein Tagebuch über ihr Leben im Swat Tal unter der Taliban Herrschaft zu schreiben. Sie schreibt über Explosionen, die sie hört, über Hinrichtungen, über Körper, die auf den Straßen liegen. Im Frühjahr 2009 beginnt die pakistanische Armee eine Offensive im Swat-Tal, auch darüber schreibt Malala: "Letzte Nacht habe ich einen schrecklichen Traum gehabt, ich sah Soldaten, Hubschrauber und Taliban. Solche Träume habe ich oft, seitdem die Armee hier ist."

Zum Schweigen gebracht

Die pakistanischen Behörden schließen mit den Taliban einen Waffenstillstand. Seitdem sei das Swat Tal befriedet, sagen die Behörden. Malala beginnt sich zu engagieren. Öffentlich verlangt sie wieder zur Schule gehen zu dürfen. Sie selbst will Ärztin werden. Für ihr Engagement erhält Malala im vergangenen Jahr den erstmals in Pakistan vergebenen Friedenspreis. Malala fordert alle Mädchen auf, die Schule zu besuchen. Doch durch ihr öffentliches Auftreten wird Malala in Pakistan bekannt. Ihr Leben ist wieder in Gefahr. Sie gerät in das Visier der Taliban. Sie warnen sie mehrmals, doch Malala schweigt nicht. Bis gestern.