Alpine Bau: fast eine Milliarde Euro Schulden

Österreichs zweitgrößter Baukonzern, die Alpine Bau, steckt offenbar in akuten Zahlungsschwierigkeiten. Bis Ende nächster Woche benötigt der Salzburger Baukonzern 31 Millionen Euro, um überhaupt weiterwirtschaften zu können, berichtet das Nachrichtenmagazin "profil" unter Berufung auf ein internes Dossier. Die Unternehmensführung sagt, die Liquidität sei gesichert.

Mittagsjournal, 11.10.2012

Barbara Battisti

Altlasten wiegen schwer

Probleme im Auslandsgeschäft und ein schweres Erbe haben die Alpine Bau in Turbulenzen gebracht. Im Auftrag des neuen Alpine-Geschäftsführers Johannes Dotter durchforsten seit Monaten Wirtschaftsprüfer der Kanzlei KPMG das Unternehmen. Das Ergebnis ist besorgniserregend. Demnach hat der Konzern fast eine Milliarde Euro Schulden. Allein heuer müssen bis zu 400 Millionen Euro in der Bilanz wertberichtigt werden, berichtet das Nachrichtenmagazin "profil". Grund dafür seien falsch abgerechnete Projekte und Beteiligungen, die deutlich weniger wert sind als erwartet. Alles Hinterlassenschaften aus der Ära von Ex-Alpine-Chef und Firmen-Mitbegründer Dietmar Aluta-Oltyan.

Offene Rechnungen im Ausland

Neben Altlasten aus der Vergangenheit machen unbezahlte Rechnungen im Auslandsgeschäft zusätzliche Probleme, bestätigt Alpine-Betriebsratschef Hermann Haneder. Konkret laufen in Polen Rechtsstreitigkeiten nach der Fußball-EM. Die Alpine hat das Nationalstadion in Warschau miterrichtet. Der Auftraggeber hält jetzt aber Zahlungen zurück. Auch in Singapur und Bosnien soll es massive Außenstände geben. Für gebaute und vorfinanzierte Projekte würden Zahlungen verweigert. In Österreich laufen die Geschäfte hingegen hervorragend, sagt Betriebsratschef Haneder: "Die Auftragslage im Hochbau zum Beispiel ist für nächstes Jahr voll gesichert."

Mutterkonzern volle Unterstützung zugesagt

Vom Ergebnis der KPMG-Prüfung ist Haneder mehr als überrascht. Allein bis Ende nächster Woche benötigt die Alpine demnach 31 Millionen Euro um überhaupt weiterwirtschaften zu können. In der Konzernzentrale gibt man sich heute zuversichtlich. Die Liquidität sei gesichert, der spanische Mutterkonzern habe volle Unterstützung zugesagt, heißt es in einer Aussendung. Zu einem Interview war in der Alpine-Konzernzentrale heute aber niemand bereit.

Hinter den Kulissen laufen bereits Gespräche mit den Banken. Zu den größten Gläubigern der Alpine gehören die Erste Bank, Raiffeisen Oberösterreich und die Uni Credit. In Österreich geht es um 7.500 Arbeitsplätze. Insgesamt beschäftigt die Alpine Holding 15.000 Menschen in 30 Ländern. Und seit heuer gehört der Salzburger Baukonzern zur Gänze der spanischen FCC-Gruppe.