Häupl: Faymann-Ergebnis "nicht überbewerten"
Wiens SPÖ-Chef Michael Häupl sieht das magere Parteitagsergebnis für Parteiobmann Werner Faymann nicht tragisch. Im Ö1-Interview ist Häupl zwar für mehr Diskussion in der Partei, aber Fehler in der Wehrpflichtdebatte, die er selbst losgetreten hat, sieht er nicht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 15.10.2012
Wiens SPÖ-Chef Bürgermeister Michael Häupl im Gespräch mit Katja Arthofer
Wehrpflichtdebatte nicht schuld
Werner Faymann hat bei seiner Wiederwahl am Samstag mit 83,4 Prozent der Delegiertenstimmen das schlechteste Ergebnis eingefahren, das jemals ein SPÖ-Chef bekommen hat. "Nicht überbewerten" meint Häupl dazu, der auch "nicht sehr viel" davon hält, Schuldige zu suchen. Angesichts der Umstände sei das Ergebnis "durchaus akzeptabel". Regieren bringe es mit sich, Entscheidungen zu treffen, die vielen nicht gefallen hätten. Kritik an zu wenig Diskussion vor dem von ihm selbst initiierten Schwenk in der Wehrpflichtfrage weist Häupl zurück, schließlich habe man zwei Jahre lang diskutiert. Aber grundsätzlich will Häupl darüber nachdenken, "wie man das hinkriegen kann", dass nicht jede SPÖ-Diskussion zum Medienereignis werde. Dass die Parteibasis zu wenig eingebunden sei, liege nicht allein am Vorsitzenden, da müssten sich Alle etwas überlegen.
Ausschussverweigerung auch kein Grund
"Kein Fehler" sei es aus Häupls Sicht gewesen, dass Faymann die Aussage vor dem Korruptions-Untersuchungsausschuss in der Inseratenaffäre vermieden hat. Denn es sei ausschließlich darum gegangen, Faymann mit Klagen einzudecken. Häupl glaubt nicht, dass Faymann das Stimmen beim Parteitag gekostet hat.
SPÖ geht's "ganz gut"
Der Wiener SPÖ-Chef will auch keine negative Stimmung in der Partei erkennen. Denn der SPÖ gehe es in Umfragen "ganz gut", auch wenn die Werte unter dem letzten, historisch schlechtesten Wahlergebnis liegen. Das hänge immer davon ab, wie viele Parteien kandidieren - zuletzt hätten die Piraten einen "Hype" gehabt und seien verschwunden, "Frank Stronach wird das auch", erwartet Häupl. "Wer Vermögenssteuern haben will, die wirklich die Reichsten treffen, der muss die SPÖ stärken und nicht schwächen. Und das wird sich sicher der eine oder andere auch überlegen müssen".