Experten für Reform des L17-Führerscheins

Ein schwerer Unfall eines L17-Führerscheinbesitzers hat am Wochenende in Oberösterreich drei junge Frauen das Leben gekostet. Ein tragischer Ausreißer, sagen Verkehrsexperten, tatsächlich sei die Zahl der Unfälle junger Menschen nach Einführung des L17-Führerscheins stark zurückgegangen. Dennoch ist das Kuratorium für Verkehrssicherheit für eine Reform. Im Zentrum stehen dabei junge Männer.

Morgenjournal, 16.10.2012

Höheres Gefährdungspotenzial

Die Führerscheinausbildung müsse vermehrt auf junge Männer zugeschnitten werden, fordert Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV). Diese hätten ein "höheres Gefährdungspotenzial" und sollten "Risiko-Kompetenz-Schulungen" machen müssen. Außerdem sollte für männliche Fahranfänger der Probeführerschein länger gelten, so Thann.

Jeder fünfte, der im Straßenverkehr verunglückt, ist zwischen 17 und 24 Jahre alt. 98 Prozent dieser Unfälle werden von jungen Männern verursacht. Drei Risiko-Typen von jungen Autofahrern unterscheidet die Verkehrspsychologin des ÖAMTC, Marion Seidenberger: Am stärksten bedroht seien jene Jugendlichen, die eine starke Bindung an ihr Fahrzeug hätten und zu Regelverstößen bereit seien, dann die "Coolen" Fahranfänger und schließlich jene, die sehr wohl ihre Grenzen kennen.

Richtiges Verhalten trainieren

Die Eltern als Vorbild seien meist zu wenig, die Verkehrspsychologin glaubt an den Erziehungseffekt durch Gleichalte, die bei Risikolenkern nicht mitfahren wollen. Othmar Thann vom KFV setzt auf mehr Praxis. Derzeit werde in der Ausbildung zu wenig auf das richtige Verhalten eingegangen: "Die Leute sollten trainiert werden, wie sie Unfälle vermeiden, und nicht welches Schild hat welche Bedeutung. Das wissen ohnedies 99 Prozent. Die Frage ist immer, ob sie sich dran halten."

Erfolg L17

Nach mehr als zehn Jahren ist für das KfV eine Reform der Führerscheinausbildung nötig, um die Jungen besser auf die Gefahren im Straßenverkehr vorzubereiten. Der L17-Führerschein wurde 2001 eingeführt, die Unfälle in der Altersgruppe der 17- bis 24-Jährigen sind seither um 30 Prozent zurückgegangen, die Zahl der Verkehrstoten sogar um die Hälfte.